Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Herrn Kapellmeister Louis Spohr.
Wohlgeboren
Cassel.


Geehrtester Herr und Freund.

Ich habe heute Manches zu berichten:
Mme Müller und Frau Fischer-Achten haben unsre Einladung angenommen; auch will H. Fischer hiehinkommen, Sie sehen aber aus der Einlage die ich Ihnen unterm strengsten Vertrauen und unter Bitte der Rucksendung zustelle wie es damit steht. Wird demnach H. F. ausreichen oder nicht? Sie müssen uns Ihre Wünsche und Meinung angeben.
Die Tenor Solo Parthie wird Mantius übernehmen, wir haben uns um den erforderlichen Urlaub für ihn verwandt. Gern möchten wir H. Fischer die Bass Soli lassen wenn Sie glauben daß es ohne Nachttheil des Festes geschehen kann; auch möchte dieses nicht ohne Wichtigkeit für dessen Frau sein.
Wir geben den Judas Maccabaeus nach der in DDorff benutzten Partitur von Clasing. Das Werk besteht (in der Partitur nämlich) aus 3 Theilen. Als ClavierAuszug benutzen wir nur jenen von L. Hellwig nach Mozart’s Bearbeitung. Gegen diesen Clavier-Auszug, den Sie wohl leicht zur Hand haben werden, sind folgende Abweichungen in unserer Partitur.
1t Theil. Ouverture (nur der erste Satz Tempo Giusto bis zum Allegro.)
     erfallen uns die No 8, 9, 10, 14 dieses Clav. Auszugs
     || zum Duetto No 11 das Recit von No 8
2t Theil. fallen und die No 2, 4, 7, 9, 11, 12.
     || zum Duett No 13 das Recit. v No 12 ||.
3t Theil. fallen uns die Arie No 1. die Recitative zu No 3 u No 5.
Demnach dauert das Werk kaum 2 Stunden und bringe ich wiederholt den Vorschlag ob es nicht passend sein würde eine Ouverture und etwa jene der Iphienie von Gluck davor zu geben, sonst ist der Abend zu kurz.
Wegen Davide Penitente stellt sich der fatale Umstand ein daß dieses Werk kürzlich in Ddrf (1836) gegeben worden ist1, und wir sehr bedauern, demnach bringen wir eine Cantate v Mozart deren Clav. Auszug ich hiermit einsende in Vorschlag und bitten Sie uns Ihre Meinung oder andre Vorschläge mitzuteilen. Findet diese Ihren Beifall so möchten wir folgendes Programm zum 2 Tage wählen:
1. Theil 1 Ouv. zu Medea 2 Ihr „Vater Unser“
2. Theil 1 Cantate v Mozart. 2 A dur Sinfonie v. B. 3. Allegro aus dem Messias als Schlußstück.
drei Abtheilungen sind wegen des Locals, den damit verbundenen Störungen und der Haltung des Orchesters nicht rathsam. Ich bitte hierüber dringend um schleunige Antwort, so wie über Fischer.
Dann müßten Sie angeben ob Sie für Gesang Solo Stücke oder die Sinfonie nicht ripieno Stimmen wünschen; sowohl für Quartett als den Blasinstrumenten. Früher sind deren gewöhnlich und zwar durch Ries eingerichtet worden, auch mögen diese bei der Harmonie unumgänglich sein. Da die Stimmen meistens Lithographiert werden so möchte ich auch hierüber umgehend Ihre Meinung kennen.
Kennen Sie etwa in der Umgegend einen Ausgezeichneten Oboisten? wir haben hier Einen, Namens Kruger der gut eben recht ausgezeichnet ist.

Mit aller Freundschaft
Ihr ergebener
I. Van Houtem.

Aachen, 26 May 1840.



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist van Houtem an Spohr, 21.05.1840. Spohrs Antwortbrief ist derzeit nur als Entwurf auf dem Autograf dieses Briefs überliefert.

[1] Vgl. „Düsseldorf“, in: Wanderer 06.06.1836, nicht paginiert. In Aachen erklang die Komposition dann doch (vgl. Blätter der Erinnerung an die fünfzigjährige Dauer der Niederrheinischen Musikfeste, Köln 1868, S. 23).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.07.2024).