Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 2° Ms. mus. 1500[Sp. 75,40
[Beleg 1: A Collection of Choice Manuscripts, Incunables, Books of Hours, Maps Music Autographs, Woodcut Books. In commemoration of the 50th anniversary of Ludwig Rosenthal‘s Antiquarian Book store (= Katalog Rosenthal 130), München 1909, S. 42]
Beleg 2: Handschriften & Miniaturen aus Europa, Asien und Afrika VIII.-XIX. Jahrhundert (= Katalog Rosenthal 155), München o.J., S. 68
Beleg 3: Josef Viktor Widmann und kostbare Musik-Autographen und -Manuscripte, z.T. aus den Nachlässen von Felix Mottl und A.W. Gottschalg (= Katalog Liepmannssohn 41), Berlin 1913, S. 124
[Beleg 4: Bücher, Manuskripte, Autographen […] (= Katalog Karl & Faber 31), München 1949, S. 58]

Sr. Wohlgeb.
Herrn Kapellmeister
August Pott
in
Oldenburg.

franco.1


Cassel den 25sten
Mai 1840

Geehrter Herr
und Freund,

In der zweiten Hälfte des Winters war ich so mit Arbeiten überhäuft und die Correspondenz für das Aachener Musikfest, zu welchem die hiesige Preußische Gesantschaft mir mit großer Mühe den Urlaub ausgewirkt hatte, nahm so viel meiner2 Zeit in Anspruch, daß ich auf einige Zeit alle andere Correspondenz, die nicht höchst dringend war, bey Seite legen mußte. So ist es geschehen, daß ich Ihren lieben Brief auch noch nicht beantwortet habe, weshalb ich um gütige Nachsicht bitte.
Eine Beantwortung der meisten der darin vorkommenden Anfragen wird nun wohl überflüssig seyn. da sich die Gegenstände längst erledigt haben werden. Auch betreiben Sie das alles mit so viel Eifer und Einsicht, daß Sie keines fremden Rathes bedürfen. Ich würde ihn, was die Herausgabe des Albums betrifft aber auch nun nicht mehr geben können, da ich nicht weiß, wie weit die Angelegenheit gediehen ist. Sind recht zahlreiche und werthvolle Beyträge eingelaufen und haben Sie bereits einen Verleger gefunden? oder denken Sie noch an eine Herausgabe auf Subscription?
Ferner wünschte ich zu wissen, ob man über die Art und Form des Denkmals einig ist und ob schon einem nahmhaften Künstler Aufträge geworden sind? Hofft man noch, es im nächsten Sommer enthüllen zu können und wird – was mich persönlich sehr interessirt, da es meine Mitwirkung und Gegenwart bedingt, diese Enthüllung und das damit zu verbindende Musikfest in die Zeit meiner Theaterferien von Mitte Juni bis Ende Juli fallen können? Denn außer dieser Zeit einen Urlaub im nächsten Jahre zu erhalten, darf ich gar nicht hoffen, da mir für dieses Jahr zur Direction des Pfingstfestes in Aachen ein solcher zugestanden worden ist.
Daß recht viele nahmhafte Künstler an der Feier Antheil nehmen und sich in die Direction und Solovorträge theilen finde ich bey dieser besonderen V[er]anlassung recht passend, und ich m[ögte], es solle deshalb niemand zurückgewiesen werden. Es versteht sich jedoch, daß ein jeder auf seine Kosten kommt und lebt (mit Ausnahme der Münchener Musiker, die zur Komposition des Orchesters unentbehrlich sind,) damit der Ertrag möglichst ungeschmählert dem Unternehmen zu Gut kommt. Ich beharre ferner auf meiner Ansicht, daß es am passendsten wäre, wenn Mozarts Sohn die Festcantate schriebe und dirigirte3; man muß ihn noch zu bereden suchen. Alles Übrige wird sich leidig arrangiren lassen.
Es wird mich recht freuen, wenn Sie, nicht gleiches mit gleichem vergeltend, mir bald wieder einige Nachricht übr den Stand der Angelegenheit zukommen lassen. In dieser Erwartung von Herzen


ganz
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Pott, August
Erwähnte Personen: Mozart, Franz Xaver
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Aachen
Erwähnte Institutionen: Mozartfest <Salzburg>
Niederrheinische Musikfeste <verschiedene Orte>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840052507

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Pott an Spohr, 15.11.1839. Pott beantwortete diesen Brief am 09.10.1840.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von Potts Hand der Vermerk: „beantwortet am 9 Oct / 1840“. Rechts auf dem Adressfeld befindet sich der Poststempel „CASSEL / 25 / 5 / 1840“.

[2] „meiner“ über der Zeile eingefügt.

[3] Vgl. Spohrs erschlossenen Brief an Pott, zwischen 25.05. und 26.06.1839.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.11.2020).