Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hamburg, d. 25/3 18401

Hochzuverehrender Herr Hofkapellmeister!

Gestern hatte ich Gelegenheit mit dem ausgezeichneten Harfenvirtuosen Nahmens Schaller, Ihre demselben durch den verstorbenen Zöllner2 im Manuscript überlasssenen 3 Sonaten & 1 Potpourri3 für Harfe & Violine obligat, zu spielen & muß Ihnen aufrichtig gestehen daß mich dieselben in einem hohen Grade entzückt haben. Es würde ein Verlust für die Nachwelt seyn, wenn solche Meisterstücke nicht allgemein durch den Druck veröffentlicht würden. Wenngleich Harfencompositionen leider nicht stark gekauft werden, so darf die Kunst darunter nicht leiden, sogar Opfer müssen derselben gebracht werden, wenn solche erforderlich seyn sollten, und so bitte ich Sie denn hiermit inständigst, mir obige Kompositionen für ein mäßiges Honorar für den Druck zu überlassen, hoffend daß Sie meinem heißen Verlangen nach diesen Meisterstücken Nichts hinderlich entgegenstellen werden.
Ferner würde mir ein Liederheft, sey es für Sopran oder Bass sehr erwünscht kommen; ich bitte sehr darum.
Ueber die täglichen Studien für Violinspieler, worauf Sie mir schwache Hoffnung machten, kann ich wohl noch Nichts Günstiges erfahren?
Für Violoncell hat mein Freund Dotzauer derartige Studien geschrieben, welche ich Ihnen hierbei gratis überreiche, diverse Gesang & Pianoforte Piecen habe ich mir erlaubt ebenfalls beizuschließen, indem Freund Knoop's Lob über die Vortrefflichkeit des Pianofortespiels Ihrer Frau Gemahlin, – mir eine Aufforderung war.
Hr. Concertmeister Knoop, der sich augenblicklich hier aufhältet4 ist ein tüchtiger Virtuose; er machst fast Unmöglichkeiten möglich; sein Paradepferd ist: Spohrs Compositionen, die er vollendet spielt, namentlich die weltberühmte Gesangsscene.
Wie mir Hr. Knoop sagt, besitzen Sie noch außer oben erwünschten Harfenduos, noch andere Duette. Darf ich um gefällige Nachricht bitten

Mit ausgezeichneter Hochachtung
Julius Schuberth



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schuberth an Spohr, 05.06.1839. Spohrs Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] „Hamburg, d.“ und „18“ als Vordruck auf dem Briefkopf. Daneben finden sich das Firmenlogo mit dem Text „Schuberth & Comp. Buch-, Musikalien-, und Landcharten-Handlung, Stahlfedernfabrikanten. Hamburg, Leipzig & Itzehoe.“ sowie die Vermerke „Geneigte Aufträge werden pünktlich besorgt; auch neue Erscheinungen des In- und Auslandes gern zur Ansicht gesandt.“ und „Sämmtliche in öffentl. Blättern angekündigte Bücher, Musikalien und Landcharten sind auch durch uns zu beziehen.“

[2] [Ergänzung 02.06.2023:] Vgl. Carl Heinrich Zöllner an Spohr, 09.10.1833.

[3] Erschienen als Fantasie op. 118.

[4] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (14.12.2020).