Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms.hist.litt.15[161
Beleg 1: Goethe in den Briefen seiner Zeitgenossen ; Briefe aus dem Weimarer Kreis ; Briefe deutscher Dichter und Schriftsteller ; Musikerautographen aus dem Nachlaß Friedrich Schneiders in Dessau († 1853) und anderem Besitz ; Versteigerung 19. Mai 1913 (= Katalog Henrici 15), Berlin 1913, S. 61
Beleg 2: Autographen von Musikern, darstellenden und bildenden Künstlern (darin eine italienische Sammlung). Versteigerung 20. Oktober 1913 (= Katalog Henrici 17), Berlin 1913, S. 31

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Hofkapellmeister
Dr. Schneider
in
Dessau.1
 
 
Cassel den 16ten
Februar 1840
 
Geehrtester Herr und Freund,
 
Beykommend erhalten Sie die 32 eingelieferten Preiskompositionen2 zur Censur. Um Ihnen die Sache leichter zu machen, wie sie mir wurde, theile ich Ihnen mit, daß ich unter allen nur 8 Nummern gefunden habe, die der Beachtung werth sind und unter welchen wahrscheinlich die Preiskomposition erwählt werden wird. Es sind nach dem, in Nro 38 der Jahrbücher3 gegebenen Verzeichnis die Nummern: 5. 11. 14. 17. 19. 20. 27. 32. – Die Nro 24 ist ohne Partitur; über diese weiß ich nichts zu sagen. Da aber Gesangs- und Orchester-Stimmen beyliegen, so können Sie sie vielleicht probiren lassen, wozu es mir an Gelegenheit fehlte. Mir haben die Nummern 17 und 32 am besten gefallen und ich schwanke noch, welcher von beyden ich den Preis zuerkennen soll. Ich schreibe Ihnen dieß lediglich, um Ihnen, wie gesagt, die Arbeit zu erleichtern, nicht aber, um Sie von der Prüfung der übrigen Stimmen abzuhalten, da doch vielleicht noch eine werthvolle darunter ist, die nur meinem Geschmack nicht zusagt. – Die Preisrichter, die nach uns noch zu sprechen haben, sind Reisiger und Rink.
Außerdem habe ich noch eine Bitte, nämlich die, daß Sie einen jungen Künstler von hier, Herrn Grenzebach, Clavierspieler und Komponist, der mich gebeten hat ihn bey Ihnen einzuführen, freundlich und wohlwollend empfangen wollen. Er schreibt mir aus Dresden, wo er sich jezt befindet, er sey so glücklich, in Dessau als Musikdirektor eine Anstellung gefunden zu haben und bittet mich, Sie um Ihre Protection und Ihr Wohlwollen für ihn anzusprechen.4 Da er gebildet und talentvoll ist, so habe ich seinem Wunsche gern gewillfahrt.
Mit wahrer Hochachtung und herzlicher Freundschaft ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr
 
NS. Ich wollte das Paquet mit Fracht schicken, wie ich es von Frankfurt erhalten habe, erfahre aber, daß es, weil es an directer Gelegenheit fehlt, leicht 4 Wochen unterwegs seyn könnte. Da nun ohnehin die Zeit der Preisverkündigung, wie sie in den Jahrbüchern bestimmt war, schon längst verstrichen ist, so sende ich das Paquet mit der Post, um die Sache möglichst zu beschleunigen.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Schneider, Friedrich
Erwähnte Personen: Grenzebach, Ernst
Reissiger, Carl Gottlieb
Rinck, Christian Heinrich
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Deutscher Nationalverein für Musik und ihre Wisenschaft <Stuttgart>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840021612

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schneider, 07.09.1836. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schneider, 18.02.1841.
 
[1] Hier gestrichen: „Nebst einem Paquet Musikalien in Lederband, gez. H.K.S.
 
[2] Der Deutsche National-Verein für Musik und ihre Wissenschaften, dessen Präsident Spohr war, hatte im August 1839 einen Wettbewerb zur Vertonung des 130. Psalms ausgeschrieben und daraufhin 32 Einsendungen erhalten, die jeweils mit einem Motto oder Zeichen zu versehen waren, um die Kompositionen später den Komponisten zuordnen zu können (vgl. Jahrbücher des deutschen National-Vereins für Musik und ihre Wissenschaften, 1 (1839), S. 161f. und 297f.).
 
[3] Vgl. ebd., S. 297f.
 
[4] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (01.11.2017).