Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
an Herrn
Herrn Louis Spohr
Capelmeister zu
Cassel
Allemagne1
Verehrtester Herr,
Ihre Symphonie war2 am ersten dieses Monath in unserer Probe3 mit vielen Beyfalle aufgeführt worden, und bey allen Zuhörer genossen waren. Ich hatte das große Vergnügen nebst F. Cramer als Leader, sie zu dirigiren; Ich versichere Sie, daß4 sie5 wirklich am ersten Mahl gut gegangen ist6, dennoch haben wir das Ganze wiederholt; natürlich ging sie besser und auch7 besser verstanden war8. Ich muß Ihnen gestehen, gewisse Übergänge für die Blasen Instrumente im letzen Stück waren nicht so,9 gut ausgemacht, sie erfordern ein wenig Übung, und müssen für die nächste Aufführung einstudirt werden.
Der Anfang ist edel, erhaben, und das 12/8 lieblich. Das Andante zärtlich, damit waren wir ganz angereizt; es hat viele Ähnlichkeit der beiden Componisten, doch eine eigene Composition.
Das Scherzo ist sehr zierlich, die Unvorsehnen Veränderungen der Tonarten10 im Beethovenischen Style gearbeitet. Das letze Stück ist sehr lebhaft, die Wirkung prätig11, und ohne zweifel, ganz modernisch; allein durchaus mit Spohr-ischen geschmack und Gelehrsamkeit geschrieben ist.
Jetzt hab’ ich Ihnen ein kurze aber eine wahre Beschreibung Ihres neuen Werk geschrieben,12 nehmlich, was Ich erfahren haben, und auch die gemeine Empfindung der Künstler Ihnen13 vorgelegt.
Denk’ Ich diese Symphonie ist von glücklichsten Ihrigen, und sie ist eine Erschöpfung die Ihr Ruhm gewiss erhöhen werde.
Ihre 5te Symphonie haben wir im nehmlichen Abend auch aufgeführt14, und sag’ ich nur Ihnen15 nur, dass der hohe Genuß war einmüthig mitgetheilt; deswegen glaub’ ich die Concerte mit dieselbe anfangen werden
Mit vielen aufrichtigen Empfehlungen der Directoren, verbleib’ ich Ihr
ergebenster Freund
Ciprian Potter
P.S.
Bey welcher Gelegenheit sollen wir Ihnen das Honorar absenden –
P.S.
Wollen Sie so gütig mir zu erklären wie Sie dieser Übergang wünschen?
hernach ist es so geschrieben
Man glaubt daß es ein Fehler wäre.
den 9ten Februar 1840
1839.
27 Osnaburg Street
Regents Park. London.
Autor(en): | Potter, Cipriani |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Cramer, François |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Historische Sinfonie, op. 116 Spohr, Louis : Sinfonien, op. 102 |
Erwähnte Orte: | London |
Erwähnte Institutionen: | Philharmonic Society <London> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840020943 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Potter an Spohr, 15.12.1839. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Potter an Spohr, 24.12.1841.
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich links oben der Poststempel „1° D / FF10 / 1840 / 8 NT / 8 NT”, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags befindet sich der Stempel „15FEB1840” sowie vier weitere, stark verwischte Stempel.
[2] Historische Sinfonie.
[3] Vgl. „Philharmonic New Orchestra“, in: Musical World 13 (1840), S. 83.
[4] „daß” über der Zeile eingefügt.
[5] Hier ein Wort gestrichen („ist(?)”).
[6] „ist” über der Zeile eingefügt.
[7] „auch” über einem gestrichenen Wort eingefügt.
[8] „war” über der Zeile eingefügt.
[9] „so” über der Zeile eingefügt.
[10] „der Tonarten” über der Zeile eingefügt.
[11] Sic!
[12] „geschrieben,” über der Zeile eingefügt.
[13] „Ihnen” über der Zeile eingefügt.
[14] Op. 102 (vgl. Anm. 3).
[15] „Ihnen” über der Zeile eingefügt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.04.2023).