Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Simon Moser, Das Liedschaffen Louis Spohrs. Studien, Kataloge, Analysen, Wertungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kunstliedes, Kassel 2005, Bd. 1, S. 56 (teilweise)
Inhaltsangabe 1: Folker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 441
Inhaltsangabe 2: wie Druck, S. 58

Dresden, d. 2 Febr. 1840.

Hochverehrter Herr Kapellmeister!

In höflicher Beantwortung Ihres reichen Schreibens v. 28. v. M. beeile ich mich Ihnen meine Ansichten Ihres gütigen Anerbietens mitzutheilen. – Obschon ich mehr auf ein Trio reflectirte, so bin ich doch auch geneigt das Duo zu übernehmen, u. obwohl das Honorar sehr hoch gestellt ist; (denn bei d. Quintett hatten Sie die Güte mir auch das 4-händige Arrangement mit zu überlassen, was wol in Betracht zu ziehen ist,) so gehe ich doch in der Hoffnung darauf ein, daß Sie es nicht unbillig finden, wenn ich Sie ersuche mir dann ein Gesangstück, Lied oder Duett ganz nach Ihrem Gutdünken, als Entschädigung oder kl. Beihülfe beizulegen, oder gelegentlich nachliefern.1
Dann würde ich Sie auch ganz ergebenst ersuchen, diese Angelegenheit mit der Helmuthschen Handlung in der Art abzumachen, daß ich mit derselben in gar keine Berührung käme, u. auch Keil uCo von selbiger beauftragt würde, im Fall ich auf die Platten reflectire; denn ich weiß noch nicht, ob sie gut gestochen sind, mir diese zu verkaufen, oder im andren Fall zu vernichten.
Sollte die Helmuthsche Handlung jedoch, was ich nicht hoffe, schon Exemplare von d. Werke gedruckt haben, dann könnte ich mich freilich nicht zu diesem Honorar verstehen; denn die ganze Angelegenheit würde dann eine ganz andre Wendung nehmen. Jedenfalls haben Sie wol die Güte mir derselb Nachricht zu geben, oder was die Sache noch schneller in Ordnung bringen würde, das Manuscript u. die Eigenthumsbescheinigung einzusenden. Dann würde ich auch von Ihrem so freundlichen Erbieten Gebrauch machen, u. mir die neuste Op. Zahl erbitten. Den Betrag des Honorars würde ich Ihnen zur Hälfte gleich u. die andre Hälfte nach beendigter Ostermesse einsenden; doch wenn Sie es wünschen sende ich auch die ganze Summe gleich. Sie wissen ja mal, daß wir unsere Abrechnungen in der Ostermesse halten, u daher am liebsten gleich nach dieser zahlen; doch wie gesagt soll das keine Bedingung sein. – Zugleich erlaube ich mich noch, Sie nochmals ganz ergebenst zu ersuchen, wenn es Ihre Zeit wieder erlauben wird, auf meine Bitte, hinsichtlich des Trios mit Rücksicht zu nehmen.
Indem ich Ihnen meinen besten Dank für Ihr mir so schätzbares Anerbieten sage, sehe ich Ihrer Antwort entgegen und empfehle mich Ihrem ferneren gütigen Wohlwollen

mit der größten Hochachtung ganz ergebenst
Wilhelm Paul

Autor(en): Paul, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Duos, Vl Kl, op. 112
Spohr, Louis : Lieder, Ten Orch, WoO 80
Spohr, Louis : Quintette, Vl 1 2 Va 1 2 Vc, op. 106
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840020226

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Paul, 28.01.1840. Spohrs Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Spohr stellte schließlich die Fassung mit vierhändiger Klavierbegleitung von WoO 80 zur Verfügung.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.10.2021).