Ignaz van Houtem an Louis Spohr in Kassel

Herrn
Kapellmeister Louis Spohr
Wohlgeboren.
in
Cassel.

frei.¹


Aachen den 24 Dec 1839.

Hochgeehrter Herr und Freund,

Als Mitglied des Comite’s für das Niederrheinische Musikfest dessen Feier im Jahr 1840 zu Pfingsten der üblichen Reihe nach in Aachen statt haben wird und in Erinnerung Ihres freundlichen Anerbietens im Jahre 1826, erbiete ich mir hiermit die ergebene Anfrage ob Sie geneigt sind und ob es Ihnen möglich sein wird unter den hierunter näher dargelegten Verhältnissen die Leitung unseres Festes zu übernehmen; wir wünschen dieses um so sehnlicher da die so lange vergebens ersehnte Erscheinung des gefeierten Meisters im Rheinlande unter Musikfreunden mit Jubel erfüllen und unserm Feste einen Glanz verleihen wird den wir Ihnen so gern verdanken möchten: den wir leider im Jahr 1826 der Schwesterstadt Düsseldorf überlassen mußten. Auch hoffen wir daß Sie gegenwärtig keine größere Abhaltung durch Ihre wichtige Stellung haben mögen als wie damals. In dieser letzten Beziehung habe ich Ihnen zu bemerken daß wenn auch die hiesigen musikalischen Kräfte groß zu nennen sind es doch an regelmäßigen Zusammenwirken fehlt wodurch Sicherheit dermaßen erreicht werden kann. Wir haben den jetzt hier anwesenden Musik Director Girschner der Ihnen wohl bekannt sein und mit der Leitung der Vorübungen beauftragt und werden diese zeitig beginnen lassen, indessen kann ich Ihnen doch den Wunsch nicht verhehlen daß die Hauptproben sämtlich, und womöglich mehrere der letzten Vorproben der hiesigen Mitwirkenden, unter Ihrer Hand gehalten werden: so allein ist der Führer seines Erfolges sicher.
Haben Sie die Gewogenheit mir recht bald eine freundliche Zusage zu geben und seyen Sie² der besten Aufnahme in hiesiger Stadt versichert wo noch hohe Bewunderung des vor mehreren Jahren gewährten Kunstgenusses in lebhaftem Andenken statt. Möge Ihnen die Erinnerung hiehier auch nicht unangenehm sein und Ihnen die Gewährung meiner persönlichen Bitte erleichtern.
Die Wahl des Oratoriums zum ersten Tage des Festes (bestehender Vereinbarung unter den Städten zufolge ein Haendelsches Werk) schwankt noch zwischen „Judas Maccabaeus“ und Israel in Egypten) da Ihnen beide Werke wohl in der Moselschen Bearbeitung genau bekannt sind, so ersuche ich Sie recht sehr mir Ihre Ansicht über das vorzüglichere dieser beiden Werke mittheilen zu wollen.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner Verehrung
und Freundschaft

Ihr ergebener
Ig van Houtem