Autograf: Stiftelsen Musikkulturens Främjande Stockholm (S-Smf), Sign. LTR 6080

Cassel den 8ten
December 39.

Wohlgeborner,
Hochgeehrtester Herr,

Um Ihrem, mich ehrenden Vertrauen zu entsprechen, beeile ich mich, Ihnen die gewünschte Auskunft zu geben; doch wird sie, zu meinem Bedauern, für Ihre Wünsche nicht günstig seyn.
Es war hier beym Hoftheater nie ein Theaterdichter angestellt. Bedurfte man bey Festlichkeiten eines Prologs oder dergleichen, so machte diese der Redacteur des Casseler Boten, Hofrath Niemeier, der aber nie eine Besoldung vom Theater gehabt hat und den als einzige Entschädigung für solche Arbeiten nur freier Eintritt in die Directions-Loge gestattet war. Seit der Vermählung unserer Prinzessin mit dem Herzoge von Meiningen1 ist aber sein Dichtertalent nicht wieder in Anspruc[h] genommen, da es an aller Veranlassung dazu gebrach. Herr Hofrath Niemeier lebt übrigens noch. - Die übrigen Verwaltungsstellen, als Theatersecretair, Inspector p.p. sind sämtlich besetzt und ist vor der Hand keine Vakanz wahrscheinlich.
Sollten Sie den Wunsch hegen, daß Ihre dramatischen Arbeiten auf unserm Hoftheater gegeben werden, so haben Sie sich deshalb an den Direktor des Schauspiels, Hofrath Feige zu wenden. Vielleicht würde aber die Sache noch leichter gehen, wenn Sie sie, mit einem Schreiben begleitet, direct an den Prinzen sendeten.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ew. Wohlgeb
ergebenster
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Henze, Adolph
Erwähnte Personen: Bernhard II Sachsen-Meiningen, Herzog
Feige, Karl
Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Marie Sachsen-Meiningen, Herzogin
Niemeyer, Anton
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839120819

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Henze an Spohr, 04.12.1839.

[1] Vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 139f., Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 168.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.12.2016).