Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,269
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 213f. (teilweise)

Frankfurt am 18 Octb 1839

Theurer Freund!

Sie sind nun wohl von Ihrer Reise hoffentlich gesund und befriedigt zurückgekehrt und haben die Geschichte Ihres Lebens um ein schönes Blatt bereichert. Im allgemeinen haben wir zwar hier vernommen, daß Ihr Reisezweck vollkommen erreicht wurde, aber hiervon abgesehen, fehlen uns alle Details. Wie hatten wir uns gefreut, Sie auf der Rückreise bei uns zu sehen u. hatten manchen schönen Plan daran geknüpft. Alles dieses ist nun vereitelt, gewiß durch die karg bemessene Zeit. Entschädigen Sie mich nur wenigstens durch eine flüchtige Skizze Ihrer Erlebnisse, die ich von rechtswegen ansprechen darf, da Sie mir in einem Briefe vor Ihrer Abreise Mitteilungen zusagten, wenn Ihre Rückreise nicht über Frankfurt gienge.
Herr Metzler dessen Sie sich wohl noch als Musikfreund erinnern hat mich ersucht Ihnen seinen ergebensten Gruß zu erbieten und Sie um folgende Gefälligkeit anzusprechen. Er wünscht nämlich einen vorzüglichen Violinbogen und erinnert sich in den Zeitungen gelesen zu haben, daß Sie einen dortigen Instrumentenmacher, dessen Namen er vergessen, als Violinbogenverfertiger besonders empfahlen. Wollten Sie nun die Güte haben, einen guten Bogen auszusuchen und den Instrumentenmacher zu beauftragen solchen gut verpackt unter der Adresse: Herrn Senator J.F. Metzler hieher zu schicken. – Den Betrag werden die Herrn Gebrüder Pfeifer für Hr. Metzler bezahlen. Empfangen Sie im Voraus den verbindlichsten Dank für Ihre Mühe.
Nun habe ich noch eine Bitte. – Es betrifft meine Schöpfung: die Mozartstiftung. Wir haben nun bereits f. 8000 Capital und werden ohne Zweifel künftiges Jahr die Stiftung ins Leben treten lassen können. Die Idee von auswärtigen Bühnen durch Aufführungen Beiträge zu erhalten, wird sich nicht verwirklichen lassen, da zu viele Schwierigkeiten entgegen stehen.1 Wir müssen nun trachten, auf anderm Wege Zuflüsse zu erhalten und so fordern wir deutsche Componisten auf, die sich für diese vaterländische Stiftung, für dieses schönste, ewig andauerndste und sittlich erhabenste Denkmal Mozarts interessieren, uns, wenn auch nur kleinere Original Compositionen mit der Bestimmung zu verehren, solche drucken zu lassen und das daraus zu erzielende Honorar unserer Stiftung zuzuwenden. Schon mehrere Componisten haben uns theils freundliche Zusagen, teils Compositionen gegeben und auch an Sie, den echt deutschen Altmeister, ergeht die Bitte, uns eine Composition, sei es ein Instrumentalstück oder ein paar Lieder, zu verehren, die wir bei einem von Ihnen zu bezeichnenden Verleger stechen lassen und das dafür zu erlösende Honorar unserer Stiftung übergeben. Ihr Beispiel wird und muß viele Nachahmer finden und ich bin gewiß, keine Fehlbitte zu thun. – Mit Sehnsucht sehe ich nun Ihrer baldigen Nachrichten entgegen und grüße Sie mit herzlicher Freundschaft. WmSpeyer.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Metzler, J.F.
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Norwich
Erwähnte Institutionen: Mozartstiftung <Frankfurt am Main>
Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839101832

https://bit.ly/

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 14.06.1839. Spohr beantwortete diesen Brief am 12.11.1839.

[1] Vgl. Ulrike Kienzle, Neue Töne braucht das Land. Die Frankfurter Mozart-Stiftung im Wandel der Geschichte (1838-2013) (= Mäzene, Stifter Stadtkultur 10), Frankfurt am Main 2013, S. 43.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.03.2016).

Frankfurt, 18. Oktober 1839.

Sie sind nun wohl von Ihrer Reise hoffentlich gesund und befriedigt zurückgekehrt und haben die Geschichte Ihres Lebens um ein schönes Blatt bereichert. Im allgemeinen haben wir zwar hier vernommen, daß Ihr Reisezweck vollkommen erreicht wurde, aber hiervon abgesehen, fehlen uns alle Details. Wie hatten wir uns gefreut, Sie auf der Rückreise bei uns zu sehen und manchen schönen Plan daran geknüpft. Alles dieses ist nun vereitelt, gewiß durch die karg bemessene Zeit. Entschädigen Sie mich nur wenigstens durch eine flüchtige Skizze Ihrer Erlebnisse, die ich von rechtswegen ansprechen darf, da Sie mir in einem Briefe vor Ihrer Abreise Mitteilungen zusagten, wenn Ihre Rückreise nicht über Frankfurt ging ...
Nun habe ich noch eine Bitte. Es betrifft meine Schöpfung, die ,Mozartstiftung’. Wir haben nun bereits 8000 Gulden Kapital und werden ohne Zweifel künftiges Jahr die Stiftung ins Leben treten lassen können. Die Idee von auswärtigen Bühnen durch Aufführungen Beiträge zu erhalten, wird sich nicht verwirklichen lassen, da zuviele Schwierigkeiten entgegenstehen. Wir müssen nun trachten, auf anderem Wege Zuflüsse zu erhalten und so fordern wir deutsche Komponisten auf, die sich für diese vaterländische Stiftung, für dieses schönste, ewig andauerndste und sittlich erhabenste Denkmal Mozarts interessieren, uns, wenn auch nur kleinere Originalkompositionen mit der Bestimmung zu verehren, solche drucken zu lassen und das daraus zu erzielende Honorar unserer Stiftung zuzuwenden. Schon mehrere Komponisten haben uns teils freundliche Zusagen, teils Kompositionen gegeben und auch an Sie, den echt deutschen Altmeister, ergeht die Bitte, uns eine Komposition, sei es ein Instrumentalstück oder ein paar Lieder, zu verehren, die wir bei einem von Ihnen zu bezeichnenden Verleger stechen lassen und das dafür zu erlösende Honorar unserer Stiftung übergeben können. Ihr Beispiel wird und muß viele Nachahmer finden und ich bin gewiß, keine Fehlbitte zu tun ...