Autograf: Stiftelsen Musikkulturens Främjande Stockholm (S-Smf), Sign. LTR 6079

Sr. Wohlgeb.
Herrn Wilhelm Krämer
Candidatus juris
im Hause des Kammerbaumeisters
Spohr
in
Braunschweig.
 
franco.
 
 
Cassel den 31sten
August 1839.
 
Lieber Wilhelm,
 
Die Bilder sind glücklich angekommen und haben uns große Freude gemacht. Empfange den herzlichsten Dank für das liebe Geschenk! Sie haben durch die Überarbeitung gewonnen, besonders das des Vaters. Ich werde sie nun noch, gegen Staub verwahrt, während unserer Abwesenheit trocknen lassen und dann in Ramen gefaßt in meiner Stube zwischen die Bilder von der guten Therese, als Kind gezeichnet, und meinen Enkeln aufhängen.
Unsre Abreise ist auf Dienstag festgesetzt1, wenn nicht etwa der Prinz noch Einspruch thut, da mein Urlaub erst den 7ten beginnt. Wir fahren in meinem Wagen bis Düsseldorf, dann zu Wasser über Rotterdam bis London. Den Rückweg nehmen wir über Ostende, von da auf der Eisenbahn bis Lüttich, wo wir unsern Wagen, den ich durch Miethpferde dorthin bringen lasse, wiederfinden. - Für London haben wir leider nur 8 Tage und es heißt allso, diese Zeit gut benutzen! Das Musikfest2 wird nach den letzten Berichten sehr glänzend werden. Für die Oratorien sind die besten englischen Sänger engagirt und in den Abendconcerten werden unter andern auch der Persiani und Tamburini, die berühmtesten der jetzt lebenden italienischen Sänger auftreten. Ich bin sehr begierig zu sehn, welchen Eindruck ein solches englisches Musikfest im Vergleich mit unsern deutschen auf mich machen wird!
Meine Reisegefährthinnen3 fürchten sich sehr vor der Seekrankheit. Da die Überfahrt 24 Stunden dauert, so kann man bey unruhiger See allerdings krank genug werden; wir wollen daher hoffen, daß es heute über 8 Tage, dem Tage der Abfahrt von Rotterdam hübsch ruhig sey.
Marianne hat sich sehr über das Briefchen der Schwägerin4 gefreuet; sie behält sich vor, es nach der Reise zu beantworten, wo sie reichern Stoff haben wird. Vor der Hand läßt sie bestens für das Rezept danken.
Lebe wohl. Herzliche Grüße an alle.
 
Dein Dich liebender Onkel
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Krämer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Malsburg, Caroline von der
Persiani, Fanny
Spohr, Louise
Spohr, Marianne
Tamburini, Antonio
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Düsseldorf
London
Lüttich
Norwich
Rotterdam
Erwähnte Institutionen: Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839083100

Spohr



Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Krämer an Spohr, 19.05.1844.

[1] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 03.07.1839.
 
[2] In Norwich.
 
[3] Marianne Spohr und Caroline von der Malsburg (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 03.07.1839).
 
[4] Vermutlich Louise Spohr, die Ehefrau von Krämers in der Adresse angegebenem Gastgeber Wilhelm Spohr.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.05.2017).