Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,180

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Frankfurt a/m
 
 
Cassel den 14ten
Juni 1839.
 
Geliebter Freund,
 
Entschuldigen Sie gütigst, wenn ich Sie um eine Gefälligkeit bitte. Ich erwarte eine Antwort von Mendelssohn auf einen Brief, den ich ihm nach Düsseldorf schickte.1 Da ich nun nicht weiß, ob er schon wieder in Frankfurt ist, auch seine dortige Adresse nicht habe, so kann ich ihn nicht schriftlich um die Antwort mahnen und bitte Sie daher mit ihm zu reden und mir das Resultat gütigst zu melden. Er hat uns nämlich auf seiner Rückreise einen 8 tägigen Besuch zugesagt, aber die Zeit noch nicht genau bestimmt. Da ich nun während unserer Ferienzeit meine Eltern zu besuchen willens bin2, so mögte ich gern die Zeit seiner Hieherkunft im Voraus genau wissen, um meine Reise danach einrichten zu können. Vor einigen Tagen hörte ich, er habe zugesagt, im September nach Braunschweig zu kommen um seinen Paulus zu dirigiren. Ist dieß gegründet, so dürfen wir vielleicht erst Ende August auf seinen Besuch hoffen. Ich bitte Sie nun hierüber mit ihm zu reden und mir im Fall er nicht etwa gleich selbst schreibt, einige Zeil[en] Antwort zukommen zu lassen.
Daß ich im September nach England gehe um mein Oratorium „Des Heilands letzte Stunden” beym Musikfest in Norwich zu dirigiren werden Sie wohl schon gehört haben. Meine Frau und Frau von Malsburg werden mich begleiten. Den Hinweg nehmen wir über Düsseldorf und Rotterdam, den Herweg über Antwerpen und Brüssel.
Herzliche Grüße an die lieben Ihrigen die hoffentlich alle wohl sind. In unserer Familie sind alle Kinder mit Keuchhusten geplagt, der hier epidemisch ist. Leben Sie wohl. Mit inniger Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 08.05.1839. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 18.10.1839.

[1] Spohr an Felix Mendelssohn Bartholdy, 29.04.1839.

[2] [Ergänzung 23.09.2020:] In Gandersheim.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.03.2016).