Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochverehrter Herr Capellmeister!

Sie werden gütigst verzeihen, wenn ich mir die Freiheit nehme Ihnen ein Exemplar meiner Jubel Cantate1 zuzusenden mit dem innigsten Wunsch, daß Sie dies kleine Andenken nicht verschmähen mögen. Es würde mich sehr freuen wenn ich über einige Zeit einmal einige belehrende Anmerkungen von Euer Wohlgeboren hierüber entgegensehen dürfte. Ich habe dies Werk in einem Zeitraum von 6 Monathen schreiben müssen, und hätte den Text lieber um die Hälfte kürzer gehabt, allein die holländischen Texter sind so unmusikalisch das sie meinen die Musik sei Nebensache. Euer Wohlgeboren werden bald bemerken daß die Musik zunägst für Holland geschrieben; auf ein Jubelfest konnte ich auch nicht so ganz strenge sein, die Holländer hören von Vrugt gerne Rouladen, deshalb ist die Tenor Parthie ganz nach seiner Singmanier geschrieben, die Sopran Parthie für meine Frau durfte ich dieserhalb auch nicht einfach schreiben, dabei kommt dan das unglückliche Vorurtheil das sie eine Deutsche ist und gern immer nach deutscher Arth gesungen hatt, was kein Holländer leicht gut heißt. – weshalb sie auch schon das öffentliche Singen zeit zwei Jahren eingestellt.
Bei Unterlegung des deutschen Textes gab es manche Schwierigkeit, da Hauptworte und Silben in der deutschen Sprache, oft entgegengesetzt stehn, mit die der Holländischen.
Ich würde früher wohl schon einiges heraus gegeben haben, allein die Herren Verleger wollen nicht gerne – selbst erfundene Melodien und machen Schwierigkeiten.
Bei der Cantate hat aber das Publikum die Herausgabe gewollt, diese war schon 1837 anvisirt, die Herren Breitkopf und Härtel haben zwei Jahre darüber hingehen lassen.
Zeit meinem Hiersein ist die Kunst in Utrecht gut vorausgegangen, ich habe gute Gesang Schulen, und auch jetzt ein künftigen Singverein, wo wir fleißig Ihre Werke studiren, wenn wir nur ein großes local hätten, so könnte ich wohl jetzt ein Chor von 250 aufstellen. Es ist aber in dem trägen Holland eine fürchterliche Arbeit, und ich bedaure jeden Künstler, der in seinen besten Lebensjahren hier versauern muß. Das einzige was mich hier hingeführt hat, ist gewesen, daß ich durch eine bessere Einnahme und die Mittel einer großen Stadt, im Stande gewesen bin, für meine jüngeren Brüder mit Erfolg wirksam sein zu können.
Wir empfehlen uns bestens Ihrem gütigen Wohlwollen, und nach freundlicher Empfehlung meiner Frau an den Herrn Capellmeister, habe ich die Ehre mit ganz besonderer Hochachtung zu sein,

Ihr stets dankbarer und ergebener Schüler
Johann Herman Kufferath

Wir bitten, uns Ihrer verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen.

Utrecht den 17 Mai 1839.

Autor(en): Kufferath, Johann Hermann
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Kufferath, Elisabeth Sophie
Vrugt, Willem Pasques de Chavonnes
Erwähnte Kompositionen: Kufferath, Johann Hermann : Jubel-Cantate, op. 1
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Breitkopf & Härtel <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839051740

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Kufferath an Spohr, 20.10.1834.

[1] Vgl. Rez., „Jubel-Cantate [...]“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 41 (1839), Sp. 573-579.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Wolfram Boder (31.10.2019).