Autograf: Library of Congress Washington (US-Wc), Sign. Gertrude Clarke Whittall Foundation/Mendelssohn Collection, ML 30.8j
Abschrift: Abschrift: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. MA Nachl. 7,64/1,10
Druck 1: John Michael Cooper und R. Larry Todd, „'With True Esteem and Friendship'. The Correspondence of Felix Mendelssohn Bartholdy and Louis Spohr“, in: Journal of Musicological Research 29 (2010), S. 171-259, hier S. 235f.; englische Übersetzung S. 194f.
Druck 2: Felix Mendelssohn Bartholdy, Sämtliche Briefe, Bd. 6, hrsg. v. Kadja Grönke und Alexander Staub, Kassel u.a. 2012, S. 378
Beleg: Rare and Interesting Autograph Letters, Manuscripts, and Historical Documents (= Katalog Noel Conway & Co), Birmingham [1892], S. 51

Herrn
Herrn Kapellmeister Dr. L. Spohr
in
Cassel

frey


Hochgeehrter Herr Kapellmeister

Den ganzen Winter über hatte ich mir fast täglich vorgenommen an Sie zu schreiben weil ich Ihnen für so vieles so vielfachen Dank schuldig bin, und nun ists schon tief ins Frühjahr hinein und ich habe es noch nicht gethan, und muß damit anfangen Sie deshalb recht herzlich um Verzeihung zu bitten. Den Dank für Ihre wunderschöne cmoll Symphonie1, für die neuen Duetts, für die Hymne,
wollte ich Ihnen gleich aus warmen Herzen nach der Aufführung2 der letztern im Februar sagen – aber ich weiß nicht welche Elfen sich verschworen hatten mich nicht an den Briefschreibetisch zu lassen. Nehmen Sie auch den verspäteten Dank aber noch freundlich hin; ich hoffe Sie in nicht gar langer Zeit in Cassel aufzusuchen u. dort einmal eine Woche zuzubringen um recht mit Ihnen Musik zu machen und um Ihnen recht für all das Schöne das Sie uns diesen Winter gegeben haben zu danken, mündlich besser zu danken, als ich es schriftlich kann.
Auch für Ihr freundliches Entgegenkommen hinsichtlich meiner neuen Symphonieen3 habe ich Ihnen noch den Dank zu sagen4; ich habe mich aber noch nicht entschließen können eine davon zur Aufführung zu bringen, und will vorher entweder ganze neue Stücke hinein, oder ganze neue Symphonieen daraus machen. Sobald ich aber mit einer zufriedener sein darf, so erinnre ich Sie
an Ihr freundliches Anerbieten und schicke sie Ihnen zu.
Treffe ich Sie denn wohl in der Mitte des Sommers in Cassel? Erst war meine Absicht jetzt hinzukommen bei der Hinreise nach dem Rhein; doch5 habe ich meinen Plan ändern müssen und gedenke in der Mitte oder Ende July die Rückreise anzutreten, wo ich dann wie gesagt, gar zu gern einige Tage bei Ihnen zubrächte. Wenn ich nicht zuviel bitte, so möchte ich mir wohl darüber eine Antwort von Ihnen erbitten, damit ich wüßte, wann ich Sie in Cassel treffen kann, und wann nicht, und mich wenn irgend möglich danach einrichtete. Ich reise übermorgen nach Frankfurt a/m wo mich den ganzen Sommer über Briefe poste restante treffen würden. So habe ich schon wieder etwas gebeten, statt zu danken. Wie gesagt, ich möchte es sogern mündlich thun, und hoffe darauf. Ich höre von einer neuen Sonate6 die jetzt in Halle erscheinen soll; von der kenne ich noch gar nichts, und wie oft müßten wir die und alle die älteren bekannten durchspielen. Ich muß für heut schließen, da die Reisegedanken mir schon gar zu sehr [den K]opf verwirren. Die besten herzlichsten Grüße Ihrer verehrten [Frau Gemah]linn und dem lieben Hauptmann und bleiben Sie freundlich

Ihrem stets ergebnen
Felix Mendelssohn Bartholdy.

Leipzig d. 22 April 1839.

Autor(en): Mendelssohn Bartholdy, Felix
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Gott du bist groß, op. 98
Spohr, Louis : Lieder, Sopr 1 2 Kl, op. 108
Spohr, Louis : Lieder, Sopr Ten Kl, op. 107
Spohr, Louis : Sinfonien, op. 102
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839042241

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Mendelssohn, 09.09.1838. Spohr beantwortete diesen Brief am 29.04.1839.

[1] Zur Leipziger Erstaufführung am 25.10.1838 vgl. „Leipzig“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 40 (1838), Sp. 754ff., hier Sp. 755; „Ueber das Leipziger Musikleben“, in: Neue Zeitschrift für Musik 9 (1838), S. 168f. und 177, hier S. 169.

[2] Zum Konzert am 31.01.1839 vgl. „Leipzig“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 41 (1839), Sp. 110ff., hier Sp. 111; „Leipziger Musikleben“, in: Neue Zeitschrift für Musik 10 (1839), S. 47, 50f., 58f. und 62f., hier S. 58.

[3] Noch nicht ermittelt (vgl. Kommentar zu diesem Brief in Druck 2, S. 696).

[4] „den Dank zu sagen“ über gestrichenem „zu danken“ eingefügt.

[5] Hier gestrichen: „jezt“.

[6] Noch nicht ermittelt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.06.2020).