Autograf: nicht ermittelt
Druck: „Musikalisches“, in: Humorist 3 (1839), S. 252
Inhaltsangabe: „Kunst und Leben in Böhmen. Musikalisches”, in: Bohemia 12.03.1839, nicht pagniert

Die Sinfonie hat unsern Musikverständigen sehr gefallen1; um dem großen Haufen zu imponiren, müßte sie baroker oder lermender sein. Mir hat vor allem das 2. Trio, welches auch von unsern zahlreichen Bässen meisterhaft executirt wurde, nämlich nach meiner Angabe die beiden zusammengebundenen Noten jeweils auf einer Saite. Nächst diesem Satze ist mir der letzte der liebste, der bei schnellem Tempo, dabei aber genauer Ausführung in allen vorgeschriebenen Nuancen von Stärke und Schwäche, von höchst lebendiger Wirkung ist. Im Adagio sind mir der Wiederholungen ein wenig zu viele, doch ist das Ende nach Wiederkehr des Themas mit den Figuren der Saiteninstrumente höchst reizend und anziehend. Im ersten Allegro finde ich bei hochst interessanten Einzelheiten (z.B. dem Mittelsatz mit der Bratschenfigur) etwas Monotonie des Rhythmus, was freilich bei einem so langen Musikstücke im hüpfenden 6/8 Takt schwer zu vermeiden ist.
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die freundliche Mittheilung Ihres schönen Werkes, wodurch mir und den hiesigen Kunstfreunden so viel Genuß geworden ist, und erfreuen Sie uns einmal wieder mit einer ähnlichen Zusendung. Mit wahrer Hochachtung und Freundschaft der Ihrige

Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kittl, Johann Friedrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Kittl, Johann Friedrich : Jagdsinfonie
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1839022815

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Kittl an Spohr, 13.10.1838.
Der knappe Bericht in Bohemia gibt ergänzende Informationen zur Datierung des Briefs: „Ehe Referent den Artikel über die Concerte der heutigen Fastenzeit fortsetzt, theilt er aus einem ihm mitgetheilten Briefe des Tondichters und Tongelehrten Ludwig Spohr mit, daß Kittl’s Jagdsymphonie am 1. Februar zu Kassel unter Spohr’s Leitung sehr beifällig aufgenommen worden sey, und daß das Urtheil des berühmten Compositeurs [...] ganz in das Lob einstimmt, welches die schönen Einzelheiten dieser Composition hier in Prag gefunden haben.”
Demnach kann dieser Brief frühestens am Tag der Aufführung am 01.02.1839 entstanden sein, einen Postweg von zwei Tagen voraussgesetzt spätestens am 10.03.1839, vor Erscheinen des Berichts. Aus Kittls Brief vom 09.04.1839 folgt, dass dieser Brief einem Brief von Spohr an Kleinwächter vermutlich vom 28.02.1839 beilag. Demnach dürfte dieser Brief ebenfalls auf diesen Tag zu datieren sein.
 
[1] Zum Konzert am 01.02.1839 vgl. L., „Kassel, Ende Juni“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 41 (1839), Sp. 601-604, hier Sp. 602; „Cassel, den 15ten April“, in: Neue Zeitschrift für Musik 10 (1839), S. 163f., hier S. 163.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.08.2017).