Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Stuttgart am 4t Febr.
39.

Endlich, nach vieler Mühe und Arbeit, habe ich das große Vergnügen, Euer Wohlgeboren anzeigen zu können, daß sich unser Verein vollkommen constituirt hat, und seine schöne Wirksamkeit in aller Ordnung beginnen kann.
Präsident für dieses Jahr, und wie ich hoffe – für lange, sind also Sie; im Uebrigen besteht der Ausschuß aus Marx, Fr. Schneider, Schnyder von Wartensee, Reissiger und mir. Die übrigen Mitglieder erfahren Sie, wenn solche ernannt sind, aus beiligenden Diplomen, welche ich mir nun zu unterzeichnen und dann mir zur Weiterbeförderung mit umgehender Fahrpost zurück zu schicken bitte. 85 mal seinen Namen zu schreiben, ist keine interessante Arbeit, aber einmal muß es seyn.
Ich kann nicht genug Ihnen sagen, mit welcher Begeisterung allgemein die Idee unsres Vereins aufgenommen wird, und wie namentlich man sich freut, Sie an der Spitze zu sehen. Ob ich diese Freude theile, brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen.
Ihr eigenes Diplom1 nebst einem dazu gehörigen Exemplar der Statuten liegt im Umschlag bei.
Fürst von Hechingen ist Protektor des Vereins und wird alle Jahre eine Summe zur Preisaussetzung hergeben. Ich hoffe, wir werden in dieser Beziehung über 40 Louisd’or verfügen können.
Jetzt sagen Sie mir Ihre offene Meinung über die ganze Einrichtung, und auch ob Ihnen die Form der Diplome gefällt. Die Umschrift soll die Tendenz und Idee des Vereins andeuten.
Die Zeitungen sprechen jetzt viel von uns: ihre Erwartungen, denke ich, sollen sich erfüllen, obgleich wir Großes begonnen.
Haben Sie noch Einen oder den Andern, den Sie in den Verein aufgenommen wünschen, so sagen Sie mir dessen Namen, um dem Ausschusse den Vorschlag deshalb machen zu können. Besonders wünschte ich in Cassel einen C o r r e s p o n d e n t e n zu haben, aber um Alles in der Welt möchte ich den fatalen Schwätzer Grosheim nicht. Können Sie keinen Andern nennen? – den Namen Grosheim fürchte ich zudem nicht2 von Ihnen3 zu hören.
Kiesewetters und Miltitz’s Diplome folgen nach. Diese Herrn müssen ihrer amtlichen Stellung wegen zuvor Erlaubniß zum Eintritt in den Verein haben. Ist’s auch bloße Form, so verlangt auch die Form Beobachtung und Zeit.
Namentlich auf die angestrichenen Punkte wollen Sie in Ihrer gefälligen Rückschrift Bezug nehmen.
In nunmehr amtlicher Conversation und Correspondenz wollen wir alle Personalien weglassen, und daher zeichne ich mich auch kurzweg


Ihr
ergebenster(?) Diener(???)
DrGustavSchilling./..4


Der überhäuften Arbeiten wegen eilig.



Der letzte erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schilling, zwischen 28.11. und 15.12.1838. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schilling, bis 13.05.1839.

[1] Erhalten in: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 2° Ms. 1500[Sp. 10,8.

[2] „nicht“ über der Zeile eingefügt.

[3] Hier gestrichen: „nicht“.

[4] Bei den Zeichen „./..“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 340 und 348).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.08.2021).