Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Innig verehrter Freund!

In dieser schönen, allgemein freudigen Zeit nahe auch ich mich Ihnen, um meiner Wünsche für das frohe Fest und dem nahen Jahreswechsel darzubringen. Mögen Sie das Erste recht glücklich und heiter um Kreise der lieben Ihrigen beschließen und eben so das Zweite beginnen! um Sie an die Stunden zu erinnern, die Sie uns zu so unvergeßlichen, herrlichen, schufen, senden wir Ihnen einen kleinen Weihnachtskuchen desselben Inhaltes, als es Ihnen damals zu unserer großen Freude, behagte. Wir sind gewiß, Sie nehmen den Scherz eben so liebreich auf, als es von uns ausgeht und freuen uns dessen herzlich. Wie gern erzälte ich Ihnen recht viel von unserem regen, allgemeinen Musikleben hier, doch das nahe Fest verschlingt fast jede Zeitminute durch die erfordernden Zubereitungen. Dennoch kann ich nicht gänzlich stumm darüber bleiben, daß wir im gestrigen Concert die Weihe der Töne hörten, die ihre gewohnte mächtige Wirkung auch diesmal nicht verfehlte1, daß wir neulich bei Mendelssohn zwei Ihrer wunderschönen Lieder mit Clarinette (von einem jungen Engländer ausgezeichnet vorgetragen) von Mad: Harkort gesungen, hörten, die uns wahrhaft entzückten – das Vöglein mußte zweimal wiederholt werden. Auch spielten David u Uhlrich eines Ihrer schönen Violinduo’s ganz prächtig zusammen. - - -
Ihrer theuren Frau Gemahlin die herzinnigsten Grüße, so auch allen lieben Ihrigen und der mir so sehr lieben Frau v. Malsburg. Dem guten Hauptmann danke ich für seinen herrlichen, wunderschönen Brief herzlich - er ist zu außerordentlich zur flüchtigen Beantwortung, daher verspare ich mir die ausführliche auf die ruhigere Zeit, die mir das neue Jahr bringen wird. Bitte bitte, sagen Sie ihm dies. Meine Ottilie packt ihre süßesten Küßschen mit in den Kuchen hinein. Leben Sie wohl u froh!

Mit treuer, inniger Ergebenheit
Ihre
Henriette Voigt.


Hochgeehrter Herr Capellmeister

Ich kann diese Gelegenheit nicht vorbeigehenlassen ohne unsere freudige Hoffnung auf ein zweites geliebtes Kind, das uns, wenn Gott seinen Segen giebt, der Spätfrühling bringen wird mitzutheilen – ich weiß daß Sie und Ihre verehrte Gattin freudigen Antheil nehmen werden und bitte Sie Letztern ergebenst an Frau von Malsburg diesen Kunde gelangen zu lassen. – Mit dem herzlichsten Wünschen zum nahen Feste und Jahreswechsel, bitte ich um Erhaltung Ihres, uns so überaus schätzbaren Wohlwollens und verharre mit der aufrichtigsten Hochschätzung

Ihr ergebenster
Voigt

Autor(en): Voigt, Carl (Leipzig)
Voigt, Henriette
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: David, Ferdinand
Harkort, Auguste
Malsburg, Caroline von der
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Uhlrich, Carl Wilhelm
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838122144

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Voigt an Spohr, 23.05.1838.
 
[1] Zum Konzert am 20.12.1838 vgl. „Leipzig“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 40 (1838), Sp. 879ff., hier 879; „Chronik“, in: Neue Zeitschrift für Musik 9 (1838), S. 206.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Friederike Wagner (16.09.2022).