Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Warshau1. d. 16/8 38.
Hochwohlgeborner Herr!
Hochgeehrter Herr Doctor!
Das Bewußtsein, meine Zeit in Cassel nicht nützlich genug angewandt zu haben, und daß ich Ihnen Hochwohlgeborner Herr hierdurch Ursache zur Unzufridenheit mit mir gegeben habe, lasten schwer auf meinem Gewissen, und ich kann nicht eher ruhen als bis Sie Hochwohlgeborner Herr, mir die Erlaubniß ertheilen, das Versäumte unter Ihrer Leitung sehr geehrter H. Dr, durch einen abermaligen Unterricht zu erlangen, welcher mein innigster Wunsch ist. Ich sage unter Ihrer Leitung Herr Dr, nicht unter der des Herrn Rüdinger, der mir nie mit gutem Gewissen, in die Augen sagen2 wird, ich hätte stets nur andere Sachen, und nicht das was Sie Hochgeehrter Herr Dr. mir zu studiren aufgegeben gespielt. Ich werde nicht läugnen, daß ich wohl wieder zwei mal im Monat ein anderes Stück durchgespielt habe, dies geschah aber bloß um die Sachen nicht zu vergessen; und dann war dies am Anfang meines Aufenthaltes in Cassel, wo ich ausgenommen die Schule, nichts von Ihren Compositionen Herr Dr. kannte. Was meinen Fleiß anbetrifft, so kann ich Sie Hochgeehrter Herr versichern, daß ich mir stets Mühe gegeben habe, und dieß ist keine Lüge. Ich war zu jener Zeit noch Anfänger, dazu die vielen Stunden, die Proben, die ich nie versäumt habe, und um derentwillen ich mir im Winter die Hende abgefroren hatte, vermehren mir meine Zeit. Ich war zu jener Zeit Ihren so sehr schweren Compositionen noch nicht gewachsen. Ich übe jetzt 3-4 Wochen über einem Stück bis es ordentlich geht. Ich erfreue mich auch hier des größten Beifalls aller Künstler, und eines Theiles des Publicums, das mich gehört. Dieses hat mich noch mehr aufgemuntert, und ich bitte Sie Hochgeehrter Herr Dr. dringend und inständigst, mir noch einmal den Genuß Ihres Unterrichts zu gönnen, und ich werde mich gewiß bemühen Ihren Erwartungen Genüge zu leisten.
Indem ich Euer Hochwohlgeboren noch einmal un die Bewilligung meines Anliegens bitte, verbleibe ich mit Achtung und Ehrfucht
Euer Hochwohlgeboren
ergebenster Diener
S.M. Landowski
Autor(en): | Landowski, Sigismund Martin |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Rüdinger, Christian |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Kassel |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838081640 |
Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Landowski an Spohr, 21.08.1842.
[1] Sic!
[2] Sic!
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (17.12.2021).