Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochverehrter Herr Lehrer!

Da sich mir die günstige Gelegenheit dargeboten hat, meinem Lehrer durch einen seiner Schüler1 einige Zeilen zu übersenden, so benütze ich dieselbe, um meine schuldige Hochachtung zu bringen. Ich bin in eine Sphäre hineingerissen worden, die mir nicht Erfolg bietet für die Kunst. Ich zog mir oft durch Unfleiß Ihren Unwillen zu; dieß schmerzte mich oft und sehr. Ich hatte während meines Aufenthalts in Cassel mit häußlichen Verhältnissen zu kämpfen, die mir mein Leben verbitterten; ich suchte in Vergnügungen mich zu zerstreuen, verlor die edle Zeit und war doppelt mißvergnügt; Aus diesem ungeregelten Leben ging große Unordnung hervor, und meine Mutter nahm Anlaß, den Grund in der freien Kunst, statt in der harten Behandlung, die ich mich vor meines Aufenthalts häufig erduldete, zu suchen. So mußte ich denn endlich weichen. - Mein Beruf wird der langweilige Rechtsgang der Begriffe Gesetzes seyn. - Ich verweilte, um noch eine gesetzliche Bedingung zu erfüllen in Schweinfurt in dem untern philosph. Curs und gehe Ende August auf die Universität über. Während der Ferien wird es mir vielleicht vergönnt seyn, meinen mir theurn Lehrer zu sehen und zu sprechen.

Bis dahin bittet E. Hochwohlgeb.,
des gehorsamen Schülers manchmal
zu gedenken
Ant. Reder.

Schweinfurt d. 24 Jul. 1838.

Autor(en): Reder, Anton
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Schneider, Paul Friedrich
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Schweinfurt
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838072440

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Anton Reder an Spohr mit einer Nachschrift von Franz Reder, 25. und 30.03.1838. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Anton Reder an Spohr, 13.12.1846.

[1] Vermutlich Paul Friedrich Schneider aus Schweinfurt (vgl. C.B., „Verzeichniss der Schüler von Louis Spohr”, in: Niederrheinische Musik-Zeitung 7 (1859), S. 150ff., hier S. 151).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.02.2020).