Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,263
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 175 (teilweise)
Herrn Kapellmeister L. Spohr
Wohlgeb
Cassel
in Hessen
Frankfurt am 13 Juni 1838.
Theurer Freund!
Ich muß gestehen, daß mich nicht leicht eine Nachricht so erschüttert hat, als die Trauerbotschaft in Ihrem Briefe vom 5 d. Man muß bereits in resignirender Philosophie etwas concentrirt sein, um solche Schläge zu erdulden oder auch wohl zu vernehmen, und darum hoffe ich auch, daß bei Ihnen die trostlose Lage des ersten ungeheuren Schmerzes vorüber sein wird. Sie haben seit einigen Jahren den Verlust mancher Lieben zu beklagen! Der Himmel gebe nur, daß Sie durch viele Freude an den Zurückgebliebenen entschädigt werden möchten! Von dem Mitgefühl der meinigen sind Sie wohl überzeugt. Meine Frau u. meine ältern Kindern lassen Sie ganz besonders ihrer innigen Theilnahme versichern. Auch an Ihren Schwager Scheidler1 habe ich die Nachricht mitgetheilt. –
Der Himmel gebe, daß das Bad Sie stärke u. daß wir Sie beruhigt wieder sehen.
Ewig Ihr treuer Freund WmSpeyer.
Für die Orchesterstimmen des Vater unser meinen Dank. Durch die fahrende Post erhalten Sie heute 3 Clavierauszüge als eine kleine Aufmerksamkeit.
Autor(en): | Speyer, Wilhelm |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Scheidler, Carl Speyer, Charlotte Spohr, Therese |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 70 |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Liederkranz <Frankfurt am Main> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838061332 https://bit.ly/ |
Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 05.06.1838. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 02.08.1838.
[1] Carl Scheidler heiratete 1838 die Frankfurter Bürgerstochter Henriette Amalie Spener („Bürgeraufnahmen im Jahr 1838”, in: Frankfurter Jahrbücher 12 (1838), S. 200).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.03.2016).
Frankfurt, 13. Juni 1838.
Ich muß gestehen, daß mich nicht leicht eine Nachricht so erschüttert hat, als die Trauerbotschaft in Ihrem Briefe. Man muß bereits in resignierender Philosophie etwas erfahren sein, um solche Schläge zu erdulden, oder auch wohl zu vernehmen und darum hoffe ich auch, daß bei Ihnen die trostlose Lage des ersten ungeheuren Schmerzes vorüber sein möge. Sie haben seit einigen Jahren den Verlust mancher Lieben zu beklagen gehabt! Der Himmel gebe nur, daß Sie durch viele Freude an den Zurückgebliebenen entschädigt werden möchten! Von dem Mitgefühl der Meinigen sind Sie wohl überzeugt ...