Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,262

Frankfurt am 29 April 1838.
 
Theurer Freund!
 
Aus Ihrem lieben Briefe ersehe ich mit Bedauern, daß uns Herr Hesse nicht besucht. Dagegen höre ich mit Vergnügen, daß Ihre Instrumentation vollendet ist und bitte ich Sie, die Stimmen sogleich ausschreiben zu lassen und mir die Kosten aufzugeben. Die Clarinetten werden wir wahrscheinlich 12 fach besetzen u. so im Verhältniß die andern Stimmen. Indessen können wir die Duplicate hier abschreiben lassen.
Die Trennung der beiden Chöre durch das Orchester wird nach Ihrem Wunsch statt finden, allein die Solostimmen werden wahrscheinlich bei’m Dirigenten kommen. Um Ihnen einigermaßen die Stellung zu veranschaulichen, will ich Ihnen eine Zeichung machen
[Zeichnung]
Bei der zweimaligen Aufführung der Schöpfung in der St Katharinenkirche hat es sich herausgestellt, daß die Akustik sehr günstig ist. In der Stellung der Chöre ist nur der Winkel nicht sehr vortheilhaft; allein dieser läßt sich nicht ändern; auch kann der Dirigent von allen deutlich gesehen werden. Die erste Probe beginnt morgen und zwar mit Ihrem Vater unser von sämtlichen hiesigen Sängern 332 an der Zahl. Die Soli werden später und zwar von sehr guten Stimmen vorgenommen. Die Schnydersche Komposition ist sehr gut gerathen und wird Ihnen viele Freude machen, auch die Motette von Klein ist von sehr schöner Wirkung.
 
Für heute weiß ich nun nichts mehr zu sagen.
Leben Sie recht wohl
Ihr WmSpeyer.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hesse, Adolph
Erwähnte Kompositionen: Haydn, Joseph : Die Schöpfung
Klein, Bernhard : Ich danke dem Herrn
Schnyder von Wartensee, Franz Xaver : Zeit und Ewigkeit
Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 70
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Erwähnte Institutionen: Liederkranz <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838042932

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 24.04.1838. Spohr beantwortete diesen Brief am 16.05.1838.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.03.2016).