Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,174

Sr. Wohlgeb
Herrn Wilhelm Speyer
in
Frankfurt a/m


Cassel den 24sten
April 1838.

Geliebter Freund,

Mit Ihrem lieben Briefe zugleich habe ich heute früh auch endlich die Antwort von Hesse bekommen.1 Er hofft zwar auf einige Tage nach Carlsbad kommen zu können, kann sich aber auf keinen Fall so lange von Haus entfernen, um auch mit nach Frankfurt reisen zu können. Auf ihn ist daher nicht zu rechnen.
Die Instrumentirung des Vater-Unser ist längst vollendet. Sie besteht aus 2 Clarinetten / Bassethorn 2 Hörnern 2 Fagotten Trompeten u Pauken 3 Posaunen und der Ophicleide oder einen Contrafagott. Nach Ihrer frühern Bestimmung würde die Besetzung der Clarinetten 4 fach, des Bassethorns und der Fagotte 3 fach und der Hörner 2 fach seyn. Es müssen daher die Clarinett- Bassethorn- und Fagott-Stimmen doppel geschrieben werden. Es wäre mir lieb, wenn das Ausschreiben hier geschähe, damit ich es beaufsichtigen könnte. Auch wünschte ich die Orchesterparthie einmal hier zu probiren, um zu sehen, ob alles für die Instrumente so bequem ist, wie ich es zu schreiben mich bemüth habe und ob es den erwarteten Effekt macht. Ich sehe daher Ihrem Auftrage, das Ausschreiben hier besorgen zu lassen, entgegen, so wie auch der Nachricht, ob die obige Besetzung nun auch mit Ihren Arrangements übereinstimmend ist?
Da der Effekt meiner Komposition davon abhängt, daß man das doppelchörige derselben heraushöre, so wünschte ich, daß beyde Chöre durch das Orchester getrennt werden könnten. Sie würden so auch am Orchester, für Intonation, die sicherste Stütze finden. Die 4 Solosänger würden dann ebenfalls zwischen die Chöre, vor dem Orchester zu placiren seyn. Schreiben Sie mir doch, ob ein solches Arrangement möglich ist?
Von hier werden nicht viele Sänger theilnehmen können, 1.) weil nicht alle Mittel besitzen, um auf ei[ge]ne Kosten die Reise mach z[u könn]en und 2tens, weil die meisten [Staat]sdiener(?) sind, denen höchst wahrscheinlich der Urlaub verweigert werden wird. Ich werde Ihnen aber bald die Zahl der von hier Theilnehmenden anzeigen können.
Meine Reise von Carlsbad nach Frankfurt werde ich so einrichten, daß ich Donnerstag den 26sten dort eintreffe.

Unter herzlichen Grüßen an die lieben Ihrigen
Ihr
Freund
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Hesse, Adolph
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 70
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Karlsbad
Kassel
Erwähnte Institutionen: Liederkranz <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1838042402

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Speyer an Spohr. Speyer beantwortete diesen Brief am 29.04.1828.

[1] Vgl. Adolph Hesse an Spohr, 19.04.1838

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.03.2016).