Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Catlenburg am 22sten März 1838

Ihr liebes, so mannigfach interessantes Schreiben vom 23sten v.M., mein innigst verehrtester Gönner! hat uns mit dem herzlichsten Danke erfüllt! – und wäre die Möglichkeit nur noch heraus zu rechnen gewesen, zu rechter Zeit für Ihre Probe Ihrer neuen, dem Frankfurter Feste gewidmeten, Composition das Klopstocksche Vater-Unser am 25sten dort einzutreffen: so würde ich, auch ohne Eisenbahn, alle Schwierigkeiten dafür zu beseitigen gesucht haben! –
Ob nun Zuffäligkeiten es begünstigen wollen, zu jenem Feste des 29sten Juli ein Mahl den Eilwagen zu benutzen, ist noch mehr oder weniger problematisch. Dagegen steht meine Wallfahrt zu Ihnen in den Ostertagen auch für d.J. nach fest in meinem Zeit-Budget; wenn gleich ich seit ein(?) 8 Tagen an einer widerwärtigen Erkältung leide, u dadurch in etwas mit mancherley Arbeiten in die Rückseile zu kommen bedrukt bin.
Auch hoffe ich noch immer, daß dieses Mahl meine Frau mich wird begleiten können, da ihr Befinden noch immer ungleich wohler ist, als sonst in dieser Jahre-Epoche.
Sie empfiehlt sich Ihnen allerseitig herzlichst, u bittet um die Erlaubniß, Ihnen, zum Schluße dieser Art Winter-Ergetzlichekiten, noch ein frisches Würstel, Gestern bereitet, präsentiren zu dürfen! – die nur allerdings die kältere Jahreszeit bey ihrer Bereitung schon etwas entbehrten.
Daß auch Frau von Malsburg dieses Fabricat ländlicher Haushaltung wohlschmeckend fand, hat meine Frau sehr erfreut; u so weit es Ihnen gerade paßt, u ohne Unbescheidenheit geschehen kann, erlaubt sie sich die Bitte, vielleicht auch von der jetzigen Sendung jener liebenswürdigen Frau ein kleines Pröbchen mit ihrer angelegentlichsten Empfehlung darbiethen zu wollen! –
Auf Ihre neuen Lieder für Sopran mit Clarinette u Piano freue ich mich wie ein Kind! – Es ist das gewis eine Vereinigung von herrlicher Wirkung! u interessiren diese Lieder denn noch um so mehr, weil sie zugleich zu beweisen scheinen, daß Ihnen der jungen Fürstin Talent und Theilnahme für diese schöne Kunst näher bekannt ist; was in der Sphäre des socialen Lebens mich immer doppelt erfreut. –
Auch die junge Königin von England soll Gesang so sehr lieben, und viel Stimme u Talent haben. –
Mögte doch den ersten Oster-Tag ein großartiges Concert, und in diesem Ihre neue Symphonie den ersten Platz einnehmen!! – und dann am 2ten Ostertage noch eine Ihrer Opern, – da hätte man rein ein Mahl das musicalische Große-Loos davon zu bringen!! –
Doch, – die Post drängt! – u die Wurst, – darf nicht überliegen! – Mit meinen allerseitigen ehrerbietig1 herzlichsten Empfehlungen und besten Wünschen durch und durch

Ihr wärmster Verehrer
CFLueder.



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Lueder, 23.02.1838. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr 12.11.1838.

[1] Hier am Wortende gestrichen: „st“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.11.2020).