Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Catlenburg am 22sten December 1837

Erlauben Sie, mein innigst verehrtester Freund und Gönner! daß meine Frau Ihnen von dem so eben vollbrachten ersten diesjährigen sogenannten Schlachte-Feste ein Paar frische Würstel präsentirn, wofür wir den allerseits besten Apetit wünschen!
Hoffentlich trift diese etwas derbe ländliche Speise Sie allerseits so wohl und heiter, als ich am 25st October d.J. nach dem Ihnen abermahls zu verdankenden so unendlich interessanten musicalischen Abend Sie verließ! – dessen herrliche Accorde mir einen so lange nachklingenden Genuß gewährten, wie dieses Vorzugsweise bey Ihren geistvollen Compositionen, zu Mahl bey solcher Ausführung derselben, immer der Fall ist. –
Die Spät-Cur1 ist mir wieder sehr heilbringend und mannigfach befriedigend für meinen allgemeinen Gesundheitszustand gewesen; und auch meine Frau erfreut sich in diesem Winter bis jetzt eines so guten Befindens, daß ich sicher hoffe, sie werden mich dann Ostern endlich ein Mahl wieder auf der Genußreichen Wallfahrt zu Ihnen alsdanniger hoffentlichen Musikaufführungen begleiten können! –
Mögte es alsdenn doch sich fügen wollen, daß den 2ten Festtage eine2 Ihrer Opern zu Theil würde, wie in d.J.!! – Und sollte nicht, – da Oper u Schauspiel am 1st Festtage nicht seyn darf, – für solche etwa ein Concert zu arrangiren stehen, in welchem Ihre neue Symphonie die gediegeneren Musikfreunde ohne Zweyfel eben so viel Genuß gewähren würde, als irgend eine Oper in der Welt? –
Man könnte dem dortigen Orchester-Pensions-Fond wohl zwey dergleichen Oster-Aufführungen gewähren! – regelmäßig eine Kirchen-Musik am Charfreytage, und eine weltliche im Schauspiel-Hause oder anderen großen Saale am 1st Festtage! –
Wäre ich ein Caßelaner: so würde ich darauf sicher antragen!
Die Post drängt! – u die Würstel sollen nicht überstehen!
Daher nur noch unsere herzlichsten Wünsche eines Ihnen wie Ihrer theuren innigst verehrtesten Frau Gemahlin und allen den lieben Ihren fröhlichen Weyhnachtsfestes, und neuers Jahres-Anfangs unter den freundlichsten Auspicien! –
Unwandelbar

Ihr wärmster Verehrer
CFLueder.

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Lueder, Wilhelmine Henriette Caroline
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837122235

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 06.05.1837. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Lueder, 08.01.1838.

[1] Lueder reiste auf der Rückkehr von seiner Kur in Wiesbaden über Kassel (vgl. Vorbrief).

[2] Hier am Wortende gestrichen: „r“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.11.2020).