Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Wien, den 12. Dezemb. 1837
Wohlgeborner Herr!
Zu unserer größten Freude und angenehmsten Uiberraschung erhielten wir durch Herrn Haslinger Ihre wunderschöne fünfte Sinfonie1 und finden uns zu gleicher Zeit höchlich geehrt und innig erfreut durch diesen Beweis Ihrer Anerkennung unsers redlichen Strebens und feurigen Verlangens, im Dienste der wahren Kunst thätig zu sein. Zu gleicher Zeit that uns Herr Haslinger kund, daß Sie uns Ihr tief durchdachtes, tüchtig gearbeitetes Werk widmen wollen, und mit dem größten Danke nehmen wir diese hohe Ehre an. Von Deutschlands erstem Tondichter solcher Auszeichnung würdig befunden, werden wir um so freudiger unsere Bemühungen verdoppeln und rastlos das schöne Ziel verfolgen, dem wir stets nachgestrebt haben. Wir brauchen wohl nicht erst zu versichern, daß wir Alles aufbieten werden, um durch ein sorgfältig gewähltes Orchester sowohl als durch viele und genaue Proben Ihr herrliches Werk auf eine seiner würdige Weise aufzuführen, und wir werden dafür sorgen, daß Ihr Eigenthum ungefährdet bleibe. Was wir vermögen, soll zu diesem Zwecke geschehen, und Sie werden uns, Hochgeehrter, erlauben, Ihnen später einen unseren Kräften angemessenen Beweis unserer dankbaren Achtung darzubringen.
Herr Haslinger, der mit Verwunderung vernahm, daß Ihnen sein letzter Brief2 nicht zugekommen sei, hat bis zur Einlangung des Werkes den Geheimnißvollen gespielt und uns die Freude nun vollständig gönnen wollen. Sie ist um so größer, um so ergreifender und begeisternder. Erlauben Sie uns seiner Zeit über den Erfolg der Aufführung Ihnen Bericht zu erstatten, und genehmigen Sie die Versicherungen der innigsten Dankbarkeit, glühendsten Verehrung und größten Hochachtung
Wohlgeborner Herr!
von Ihren ergebensten Dienern und Verehrern
Eduard Freiherr v. Lannoy
Karl Holz
Ludwig Titze
Seyfried
Freund Haslinger, seit 14 Tagen unpäßlich, bittet um Entschuldigung, daß er unsern Brief nicht mit einem von seiner Hand begleitet; sein erster Federzug wird ein Schreiben an E. Wohlgeboren zu Folge haben.
Autor(en): | Holz, Carl Lannoy, Eduard von Titze, Ludwig |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Haslinger, Tobias |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Sinfonien, op. 102 |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Concerts spirituels <Wien> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837121245 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lannoy an Spohr, 20.01.1836. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lannoy an Spohr, 03.03.1838.
[1] Vgl. Spohr an Haslinger, 18.11.1837.
[2] Nocn nicht ermittelt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit nicht in den Anmerkungen anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.11.2021).