Autograf: Biblioteka Jagiellońska Kraków (PL-Kj), Sign. Korrespondencja Schumanna, Bd. 6, Nr. 789
Druck 1: Simon Moser, Das Liedschaffen Louis Spohrs. Studien, Kataloge, Analysen, Wertungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kunstliedes, Kassel 2005, Bd. 1, S. 50 (teilweise)
Druck 2: Julia M. Nauhaus, Musikalische Welten. Clara und Robert Schumanns Verbindungen zu Braunschweig, Sinzig 2010, S. 141f.

Cassel den 26sten
Nov. 1837.

Hochgeehrtester Herr,

Das Lied in dem Album der Gattin1 unsers Freundes2 betrachte ich ganz als deren Eigenthum; wenn sie es Ihnen daher zu Veröffentlichung mittheilen will und Sie es für Ihren Zweck passend finden, so kann es gedruckt zu sehen, mich nur freuen.
Ihnen für Ihr Unternehmen den günstigsten Erfolg wünschend, mit ausgezeichneter Hochachtung

ergebenster
Louis Spohr

Nachschrift auf der anderen Seite.


Nachschrift.
Noch hätte ich Ihnen eine Bitte vorzutragen,3 nämlich die: daß Sie den Inhalt der folgenden Mittheilung unten in Form einer Correspondenznachricht in Ihrer Zeitschrift gefälligst veröffentlichen wollen [jedoch nicht von mir ausgehend; noch weniger in meiner unbehülflichen Einkleidung.]4
Während meiner Anwesenheit in Wien, im August d. J.5 wurde ich von den Directoren der Concerts spirituelles aufgefordert für die Eröffnung ihrer dießjährigen Concert[e] eine neue Sinfonie zu schreiben. Da ich eine frühere directe Aufforderung, mich den Preisbewerbern anzuschließen, abgelehnt hatte, so nahm ich diesen Antrag und um so lieber an, da man mir in Wien so viel rühmliches über die Art wie Sinfonien in jenen Concerten executirt und vom Publiko aufgenommen werden, zu erzählen wusste. Ich dachte daher schon auf der Rückreise an den Plan zu einer solchen, um sogleich nach nach meiner Ankunft in Cassel beginnen zu können. Ende September waren sämtliche 4 Sätze beendigt, wurden ausgeschrieben und eingeübt und dann in einer 2ten Probe den hiesigen Musikkennern zu hören gegeben. Der Eindruck auf diese, im Vergleich mit meinen letzten Arbeiten der Gattung schie[n] ein gesteigerter zu seyn, weshalb ich die Sinfonie ohne weiteres absandte.
Das wesentlich von dem Vorstehenden wünsche ich deshalb veröffentlich, weil Haslinger in Wien der der Verleger dieser (5ten) Sinfonie seyn wird, die Besorgniß äußerte6, man könne diese Sinfo[nie] für eine zur Preisbewerbung geschriebene u. eingeschickte halten.7

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Schumann, Robert
Erwähnte Personen: Mendelssohn Bartholdy, Cécile
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Sgst Kl, op. 139
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837112611

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Schumann an Spohr, 21.11.1837. Schumann beantwortete diesen Brief am 09.02.1838.
Dem Tagebucheintrag vom 28.11.1837 zufolge erhielt Schumann diesen Brief an diesem Tag (in: Robert Schumann: Tagebücher, Bd. 2, Basel und Frankfurt am Main 1987, S. 46).

[1] Cécile Mendelssohn Bartholdy.

[2] Felix Mendelssohn Barholdy.

[3] Hier ein Wort gestrichen.

[4] Am linken Seitenrand eingefügt.

[5] Spohr kehrte bereits am 26.07.1837 von seiner Wienreise nach Kassel zurück, war im August also nicht mehr in Wien (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 26.07.1837).

[6] Vgl. Tobias Haslinger an Spohr, 13.11.1837.

[7] Schumann veröffentlichte diese Notizen nicht. Die erste Erwähnung dieser Sinfonie in der Zeitschrift ist knapp: „Neueste Symphonie in C-Moll von Spohr (für diese Concerte componirt und noch nirgends aufgeführt), sehr interessant, besonders distinguirt das Menuett und das Finale“ („Musikleben in Wien“, in: Neue Zeitschrift für Musik 8 (1838), S. 138f., hier S. 138f.).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.11.2018).