Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Euer Wohlgeb.

zwar von Person, sicher aber nicht als Schriftsteller auch auf dem musikalischen Gebiete unbekannt, erlaube ich mir, Ihnen den Ueberbringer den Kammermusiker Schunke aus Berlin als den vielleicht größten jetzt lebenden Hornvirtuosen Deutschlands angelegentlichst zu empfehlen. Ich gestehe: einen schöneren, ächteren Hornton als von diesem Schunke hörte ich noch nie1; nur das ich konnte allein noch veranlassen, Euer Wohlgeboren, als einen so großen Kenner, Herrscher(???) u Gönner der Kunst, denselben vorzustellen. Ich bin überzeugt, Sie werden dem jungen Mann Ihre Aufmerksamkeit schon um der Kunst willen schenken.
Mit dieser Bitte erlaube ich mir, noch eine weitere zu erbieten: um gefällige Mittheilung einiger ausführlicher Notizen zu Ihrer Biographie für ein Universallexicon, u zugleich ein Verzeichniß Ihrer noch ungedruckten größern Werke erhalten möchte. Euer Wohlgeboren wissen selbst, daß es mir um möglichst ausführliche Mitteilung der Nachrichten über das Leben großer Künstler unsrer Zeit sehr zu thun seyn muß, und entschuldigen daher nicht allein meine Bitte, sondern werden sich auch zu deren gefälligen Erfüllung bereit finden, wobei ich wohl nicht mit der Versicherung zurück halten darf, daß die Abfassung der Lebensgeschichten streng der Quelle der gegebenen Nachrichten entspringen wird.2
Einer baldigen Gewährung dieser meiner Bitte entgegensehend, füge ich noch die Versicherung meiner ausprägten Hochachtung hinzu, mit der ich stets bin


Eu. Wohlgeb.
ergebenster Diener
DrGustavSchilling./..3
Hofr.

Stuttgart d. 2t Novbr.
1837

Autor(en): Schilling, Gustav
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Schunke, Carl (Hornist)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837110244

Spohr



Offensichtlich beginnt mit diesem Brief die Korrespondenz zwischen Schilling und Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schilling an Spohr, 26.11.1838.

[1] Vgl. Schillings Darstellung in: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, hrsg. v. Gustav Schilling, Bd. 6, Stuttgart 1838, S. 288.

[2] Bereits am 22.08.1837 bat Adolph Bernhard Marx um Informationen über Spohrs erste Ehefrau Dorette. Da der Spohr Artikel zu Spohr selbst das falsche Geburtsdatum Seesen 1783 enthält (vgl. A[dolph] B[ernhard] M[arx], „Spohr, Ludwig“, in: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, hrsg. v. Gustav Schilling, Bd. 6, Stuttgart 1838, S. 446-450, hier S. 446), verzichtete Spohr vermutlich auf die von Schilling erbetenen Mitteilungen.

[3] Bei den Zeichen „./..“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 340 und 348).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.08.2021).