Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Copenhagen, den 21sten October 1837

Wie soll ich Ihnen, verehrtester Hr. Kapellmeister, dafür danken, daß Sie – waß ich von Herrn Weiss erfahre, gesonnen sind die mitfolgende Simphonie, die ich die Ehre hatten Ihnen vorigen Herbst vorzuspielen1, bei einer Gelegenheit in Cassel aufzuführen?
Schon von den Jahren meiner Kindheit haben mich Ihre erhabenen Kompositionen auf eine ganz sonderbare Weise angesprochen, und ich verdanke Ihnen in dieser Beziehung manche glückliche Stunde, so wie ich überzeugt bin, daß Sie auf meine musikalische Bildung einen bedeutenden Einfluß gehabt haben, aber darum giebt es auch kein Künstler, durch dessen Beifall ich mich so beglückt und stolz fühlen konnte, als durch den Ihrigen, und ich bitte Sie mir es nicht übel aufzunehmen, daß ich es gewagt habe Ihnen meine verehrende Gesinnungen durch die Dedication der erwähnten Simphonie auszudrücken.
Durch die Bekanntschaften, die ich voriges Jahr in Leipzig erreicht habe, ist eine Aufführung derselben Simphonie bei den diesen Winter statt findenden Gewanthaus2-Concerten schon früher eingeleitet worden; vielleicht dürfte ich Sie darum ersuchen, das Partitur der Simphonie, nachdem es in Cassel gebraucht worden, dem Herrn Musikalienhändler Hoffmeister adressirt, nach Leipzig einzusenden.3 Hr. Hoffmeister wird die mit der Übersendung verbundenen Kosten zahlen und auf mich beziehen. -
Mein Freund, Hr. Weiss, der mir den Auftrag gegeben hat, Ihnen für Ihre gütige Aufnahme, seinen ergebensten Dank zu bringen, ist leider so spät in Copenhagen wieder eingetroffen, daß es mir nicht möglich war früher eine Abschrift der Partitur zu besorgen. Möchte es nur nicht zu spät kommen!
Doch, jedenfalls bitte ich meinen herzlichsten und ergebensten Dank für Ihre Güte und Aufmerksamkeit zu empfangen; und nicht minder dankbar und geschmeichelt fühle ich mich durch die Übersendung Ihrer vortrefflichen Sonate4; die köstliche Gabe hat den Ehrenplatz unter meinen Musikalien bereits eingenommen.
Indem ich mich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin bestens empfehle, zeichne ich mit inniger Hochachtung und Ergebenheit Ihr höchst verehrender

Hartmann
J.P.E.


Sr. Wohlgeb.
dem Herrn Capellmeister Dr. Spohr
pp.

Autor(en): Hartmann, Johan Peter Emilius
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hofmeister, Friedrich
Weis, Carl
Erwähnte Kompositionen: Hartmann, Johan Peter Emilius : Sinfonien, op. 17
Spohr, Louis : Nachklänge einer Reise nach Dresden, Vl Kl, op. 96
Erwähnte Orte: Kassel
Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhausorchester <Leipzig>
Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837102143

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hartmann an Spohr, 02.11.1836. Spohr beantwortete diesen Brief am 25.12.1837.

[1] Vgl. Zeugnis von Spohr für Hartmann, 30.10.1836.

[2] Sic!

[3] Vgl. Spohr an Friedrich Hofmeister, 25.12.1837.

[4] Vermutlich Spohrs Duo („Reisesonate“) op. 96.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.11.2017).