Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wohlgebohrener
Hern Kapelmeister Louis Spohr
in
Cassel.


Copenhagen d 7 August 1837.

Hochverehrter Hr Kapelmeister!

Voll Vertrauen auf die Güte, womit Sie, höchst verehrter Hr Kapelmeister, jedem Verehrer der Kunst stets entgegenkommen, nehme ich mir die Freiheit Ihnen zwei meiner Freunde und Schüler zu empfehlen nemlich zwei Brüder Weis – der älteste1 Candidat der Rechte, der jüngste2 Dr. Medicina – welche auf einer Reise im3 Deutschland Ihnen ihre Aufwartung zu machen wünschen, habe ich nun um so lieber Folge geleistet, da ich überzeugt bin, daß Sie so lieb gewonnen werden; sie sehnen sich so ewig(???) danach, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, daß ich mich herzlich freuen würde, wenn ich Ihnen den hohen Genuß verschaffen könnte, den den Künstler selbst seinen herlichen Kompositionen vortragen zu hören. Sie können fest überzeugt seyn, daß meine Freunde Sie versuchen(???) werden!4
Ihre Tondichtungen sind ihnen allen längst bekannt, und und5 wie oft haben wir hier im kalten Norden Ihre Quartetten zusammen gespielt, wie lieb sind sie uns geworden, und wie freuen wir uns, wenn wir glaubten, sie einigermasen treu und unverfälscht widergegeben zu haben!
Da meine jungen Freunde warme Verehrer aller guten Musik sind, so werden Sie von ihnen erfahren können, wie es bey uns in Dänemark um die Musik steht. Solten Sie sich dadurch bewegen lassen, selbst einmahl Kopenhagen zu besuchen, so werden Sie dadurch einen lange hier im Norden sehnlichst gehegten Wunsch entgegenkommen.
Sie werden erfahren haben, daß Marschner selbst in Kopenhagen seinen Hans Heiling einstudirt hat, daß er bey der Ausführung selbst die Leitung übernahm, und seine Zufriedenheit mit der Ausführung bezeuchte.6 Ich bin vollkommen überzeucht, daß Sie, verehrter Her Kapelmeister, ein nicht weniger freudige Aufnahme finden würden, ich brauche es Ihnen nicht erst zu sagen, daß Ihr Name der Liebling der musikalischen Welt ist.
Empfangen Sie im Voraus meinen innigen und warmen Danke für alle die Freundschaft, die Sie meine Freunde erwiesen7 werden, möchten Sie mir doch bald Gelegenheit geben Ihnen selbst zu beweisen wie dankbar ich Ihnen bin. Die herzliche Freundschaft, die der große Meister während meines Aufenthalts in Cassel mir so gütig erwies, ist der Stolz meines Lebens; gönnen Sie mir noch die Freude Ihnen zeigen zu können, wie lebendig daß Andenken an jene schöne Zeit lebt in der ungeschwächte[n]8 Dankbarkeit

Ihres
warmen Verehrer und treuen Freun[d]
Fr. Wexschall
Concertmeister und erster Violinist
in der Königl. Dänisch. Kapelle

Autor(en): Wexschall, Frederik
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Marschner, Heinrich
Weis, Carl
Weis, Ernst
Erwähnte Kompositionen: Marschner, Heinrich : Hans Heiling
Erwähnte Orte: Kassel
Kopenhagen
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kopenhagen>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837080740

Spohr



[1] Carl Weis.

[2] Ernst Weis.

[3] Sic!

[4] Vgl. Carl Weis an Spohr, 04.02.1858.

[5] Wortdopplung in der Vorlage.

[6] Vgl. „[Hr. Kapellmeister Marschner hat in Kopenhagen]“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 38 (1836), Sp. 416; „Marschner in Copenhagen“, in: Zeitung für die elegante Welt (1836), S. 476.

[7] Sic!

[8] Testverlust durch Siegelausschnitt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.07.2023).