Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.5 <Haslinger 18370729>
Beleg 1: Autographen-Sammlung enthaltend die Autographen aus dem Nachlaß der Clarinettisten Heinrich und Carl Baermann, München, des Philologen Geheimrat Bernh. Rud. Abeken, Osnabrück († 1866), sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung. Versteigerung 29. und 30. November 1922 (= Katalog Henrici 80), Berlin 1922, S. 76
Beleg 2: Autographen: 12. und 13. Mai 1930 (= Katalog Stargardt 306), Berlin 1930, S. 60

Sr. Wohlgeb.
Herrn Tobias Haslinger
k.k. Hofmusikverleger
in
Wien.
 
franco
Österreichsche
Gränze.1
 
 
Cassel den 29sten
Juli 1837.
 
Hochgeehrtester Herr u. Freund,
 
Wieder in der Heimath angelangt, soll es mein erstes Geschäft seyn, Ihnen unsern herzlichen Dank darzubringen für Ihre freundliche Aufnahme in dem schönen Wien und das viele Vergnügen, welches wir Ihrer Güte verdanken. Meine Frauenzimmer2 sind ganz verliebt in Wien und sprechen und erzählen täglich von Hitzing, Schönbrun, den liebenswürdigen Bären, der Rutschbahn und andern Herrlichkeiten, die wir in Ihrer und der Ihrigen Gesellschaft haben kennen lernen.3 Nie werden wir der schönen Tage vergessen und immer mit erneuerter Heiterkeit ihrer gedenken!
Der Rest unserer Reise ging auch recht glücklich von Statten. Zwar ließen uns unsere Freunde aus Prag in Stich, weil der Vater Kleinwächter krank geworden war; doch ließen wir uns dadurch nicht abhalten alles Sehenswürdige der Gegend von Ischel4 und Salzburg5 zu besuchen. In München ging es uns in sofern hinderlich, daß wir weder eine Oper noch die Sinfonie von Lachner zu hören bekamen. Alles übrige Interessante von München haben wir aber gesehen.6 Unsere Rückreise von München nahmen wir über Nürnberg7, wo wir die Eisenbahn befuhren.8 Hier angelangt haben nun auch gleich die Geschäfte wieder begonnen. Ist der erste Andrang derselben erst beseitigt, so werde ich auch wieder an meine Arbeiten denken können.
Das neue Soloquartett ist Oeuvre 93. Die Prinzipalstimme ist nun völlig korrekt.
Sollten Sie in einiger Zeit die Herren Streicher und Knamm zu Gesicht bekommen, so bitte ich dieselben zu ermahnen, daß sie hinsichtlich der Absendung der von mir bestellten Instrumente hübsch Wort hal[ten.]
Von meinen Reisegefährthin[nen] die herzlichsten Grüße an Ihre Fr[au] Gemahlin und Ihren Herrn Sohn. Mit wahrer Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Haslinger
Haslinger, Tobias
Erwähnte Personen: Kleinwächter, Ignaz
Knam, Joseph Anton
Lachner, Franz
Spohr, Marianne
Spohr, Therese
Streicher, Johann Baptist
Erwähnte Kompositionen: Lachner, Franz : Sinfonien, op. 52
Erwähnte Orte: Ischl
München
Nürnberg
Prag
Salzburg
Wien
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837072922

Spohr



Der letzte belegte Brief dieser Korrespondenz ist Haslinger an Spohr, 14.11.1836. Haslingers Antwortbrief vom 13.11.1837 ist derzeit verschollen; zuvor sandte Spohr noch am 05.09.1837 einen weiteren Brief.
 
[1] Links neben dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „Spohr in Cassel. / 29 Jul. 1837. / erhalten _ 6 Aug / beantw. _ 13 Nov.“.
 
[2] Spohrs Frau Marianne und seine Tochter Therese.
 
[3] Zu Schönbrunn und Hitzing einschließlich Menageriebesuch und Rutschbahn vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 06.07.1837.
 
[4] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 13.07.1837.
 
[5] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 14.07.1837.
 
[6] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 17.-21.07.1837.
 
[7] „Nürnberg“ über gestrichenem „Regensburg“ eingefügt.
 
[8] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 21.07.1837.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.07.2017).