Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Hochwohlgeborner Herr!
Insonderes Hochgeehrter Herr Doctor!
Dem Vater des jungen Mannes, den Ew. Hochwohlgeboren durch der gütigen Anempfehlung des Herrn Ressel1, als künftigen Schüler aufzunehmen beliebten2, werden es wohl EwHochundWohlgeboren nicht übel nehmen, wenn er es wagt, mit einigen Zeilen zu belästigen.
Erst diese Tage hatte ich die Freude für meinen Sohn (der gegenwärig mit seiner Mutter im Bade 40 Meilen von hier weilt) die Erlaubniß und den Paß nach Cassel zu EwHochwohlgeboren zu reisen, zu erhalten. ich konnte also bie Heute kein Wort und keinen Dank, noch die herzliche Freude meines Sohnes sowohl als aller Unseren, gegen EwHochwohlgeboren über dessen Annahme äußern. Heute geschieht es, und wird nächstens mündlich geschehen, da ich mit Gottes Hilfe, meinen Sohn, noch in diese und spätestens im August Ew. Hochwohlgeboren zuführen werde. In pecuniarer Hinsicht bin ich ganz mit der Inhalt des Briefes Ew. Hochwohlgeboren an p Ressel zufrieden. Ueberhaupt wird mein Sohn niemanden lästig zu fallen, auch nur im geringsten nicht nöthig haben. Den ich bin G.s.D.3 nicht unwohlhabend, und spare nichts zu seinem Glücke. Nur werden wir Ewhochwohlgeboren bitten, womöglich ihm, besonders Anfangs, mehr wie 4 Stunden Wöchentlich ertheilen zu wollen. – Ich hoffe zu Gott daß Ew. Hochwohlgeboren mit ihm sehr zufrieden seyn werden. Er ist am 11. Nov. v.J. 16 Jahre alt geworden, ist aber schön u sehr stark, sehr vernünftig, von sehr rechtlichem Character, liebte keine Gesellschaft, und meidet alle Lustbarkeiten. Nur seine Geige, macht ihm Vergnügen. Durch privat Unterricht, hat er erlernt gut Lateinisch u Hebraisch, spricht vorzüglich Französisch, Englisch, Deutsch u Polnisch. Weiß viel alte und mittle Geschichte, lernt bey Herr Ressel Fortepiano, und beym alten Rector Elsner Generalbaß. Den 4 April 1833, nahm er zum ersten mal die Geige zur Hand, stets mit besonderer Vorliebe für dieß Instrument gearbeitet, und in wenigen Jahr schon Mayseder’s u Onslow’s Quin, u Quartetten gespielt. Zu Ihren Sachen wollte er sich noch nicht wagen, er meint: zu diesem Heiligthum muß man nur in Gegenwart des Hohepriester’s zu treten. Ihre Schule übt er jetzt sehr. Durchdrungen von der größten Achtung und Liebe zu Ihrer Hochgeehrten Person, kan ich dreist hoffen daß er ganz Ihrem Sinn nach leben wird, und sich im Willen gegen Ew. Hochwohlgeboren gehorsam zeigen.
Mit der größten Ungeduld erwartet das Glück zu haben einen Mann kennen zu öernen den die Welt bewundert und der uns hier auch schon so viele GeistesVergnügungen verursacht hat, in deren Erwartung zeichne ich mich
mit der tiefsten Hochachtung und Ergebenheit
P. Landowski
Vereideter Wechsel u Waaren
Agent.wohn No 955 vis à vis d. Bank.
Warschau
8. July 1837
Autor(en): | Landowski, Paul |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Elsner, Joseph Landowski, Sigismund Martin Ressel, Theodor |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Warschau |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837070840 |
Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Landowski an Spohr, 03.11.1837.
[1] Theodor Ressel an Spohr, 18.03.1837.
[2] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
[3] Abk. f. „Gott sei Dank“.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.12.2021).