Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Geehrtester Herr Kapellmeister.

Erstaunen Sie nicht ob meiner Dreistigkeit, die Sie wieder mit einer Bitte belästigt. Ich werde diesmal im Stande sein, sollten Sie sich bewegen lassen, mir Ihre mehrfach bewiesene Gefälligkeit auf’s Neue zu bewähren, Ihnen zu versprechen, daß diese nicht gemißbraucht werden soll, wie dies einmal einmal, freilich ohne meine Schuld, geschehen ist. In diesem Fall geht das Gesuch persönlich von mir aus – daher kann ich auch persönlich für Alles stehen.
Ich bin Willens, im Laufe der nächsten Monate, wo sich die Landstände hier versammeln, ein Concert zu geben, und bedarf dazu eines neuen, größeren Werkes. Ich würde unbedingt, um jedem dieser Bedingnisse zu entsprechen dazu Ihre neueste vierte Sinfonie wählen, wenn diese nicht schon hier aufgeführt u. von dem hiesigen Verein für Tonkunst angeschafft wäre. Ich wünschte daher sehr, Ihre hier ganz unbekannte 3te Sinfonie zur Aufführung zu bringen. Da sie aber weder im Besitze des hiesigen Musikvereins, noch in der Musikhandlung vorrähtig ist, ich aber für den Augenblick außer Stande bin, dieselbe käuflich an mich zu bringen, so erlaube ich mir, Sie ganz ergebenst zu fragen, ob Sie die Freundlichkeit für mich haben würden, mir diese Sinfonie in 4 bis 5 fachen Saiteninstrumenten-Stimmen, den Blasinstrumenten u. besonders der Partitur auf einige Zeit anzuvertrauen? Ich habe meinen Schwager Wohlbrück ersucht, falls Sie meine Bitte zu erfüllen geneigt wären, die so fertige Verpackung u. Übersendung der Sinfonie zu übernehmen, und verspreche Ihnen eine so sorgfältige u. nach gemachtem Gebrauche augenblicklich zu vollführende Zurücksendung. Ich bitte also recht herzlich!
Vielleicht habe ich bald die Freude, Sie, verehrtester Herr Kapellmeister, in Cassel zu sehend. Auf einige Tage werde ich versuchen hinüberzukommen.
Ich habe der angenehmen Hoffnung, daß diese Zeilen Sie im erwünschesten Wohlsein antreffen werden, und nenne mich mit allen Zeichen aufrichtigster Hochachtung

Ihren ganz ergebensten
Julius Rietz.

Düsseldorf. d. 31st März 1837.

Autor(en): Rietz, Julius
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Wohlbrück, Ludwig August
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Sinfonien, op. 78
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Düsseldorf
Erwähnte Institutionen: Musikverein <Düsseldorf>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837033143

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Rietz an Spohr, 03.10.1836. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Rietz an Spohr, 23.09.1842.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.06.2022).