Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Hochwohlgeborner Herr!
Hochgeehrtester Herr Hof-Kapellmeister!
„Wenn das Herz voll ist, so leuft der Mund über“. –
Mir ist es aber wahrlich nicht möglich meine dankbarn Gefühle mit Worten auszudrücken; ich vermag deshalb auch weiter nichts zu sagen als Ewig dankbar! – Nicht allein für das sehr schmechelhafte Zeugniß welches Ew. Hochwohlgeb. die Gewogenheit hatte mir zu ertheilen, sondern auch für das mühevolle und zeitraubende Durchsehen der Compositionen, womit ich die Gedult Ew. Hochwohlgeb. nun schon einige mal in Anspruch zu nehmen mir erlaubte.
Der von Ew Hochwohlgeb. mir gütigst ertheilten Weisung – „gute Compositionen in Partitur zu studiren, – bin ich insofern nachgekommen, daß ich Ihre unübertreffliche Ouvertüre zu Faust und, die kostbare zu Jessonda – in welcher das entzückende Hornsolo, – so oft ich die Partitur durchlese, ein wunderbar mir früher unbekantes Gefühl in mir1 erregt – in Partitur gesetzt habe, um dieselbe sowohl der tief durchdachten Composition, als auch der affektvollen Instrumentirung wegen zu studiren. Daß ich dadurch zu einem sehr vortheilhaften Resultat gelange, davon bin ich zu sehr überzeugt; denn die Compositionen des Herrn Hof-Kapellmeisters Spohr, welche nach den Aeußerungen der Herrn Hofrath André u. Cantor Henkel ewig blühen werden, lassen das nicht anders erwarten. Ich bedaure nur sehr keine Sinfonie von Ew. Hohcwohlgb. bekommen zu können, indem da meinem Wißbegierde ein größeres Terrain eröffnet wäre. – Mozarts C Sinfonie mit der Fuge werde ich Nächsten auf diese Art vornehmen. –
Mit Freude erwarte ich die nutzreichen Urtheile welche Ew. Hohwohlgb. über die Militair-Ouvertüre und die kleine Orgel-Fuge mir mitzutheilen die Güte haben werden; nur bitte ich recht sehr, Ew. Hochwohlgb. belieben ganz nach Ihrer Willkür mich mit ein paar Zelen deshalb zu belücken.
Mit ausgezeichneter Hochachtung hat die Ehre sich ganz gehorsamst zu empfehlen
Ew. Hochwohlgeboren
Ganz unterthänigster Diener
J.H. Nau
Fulda
d 21ten Februar
1837
Autor(en): | Nau, Johann Heinrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Faust Spohr, Louis : Jessonda |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1837022144 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Nau an Spohr, 14.09.1836. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Nau an Spohr, 21.08.1853.
[1] „in mir“ über der Zeile eingefügt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.07.2022).