Autograf: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (D-Dl), Sign. Mus. Schu. 292a
Druck: Julia M. Nauhaus, Musikalische Welten. Clara und Robert Schumanns Verbindungen zu Braunschweig, Sinzig 2010, S. 133f.

An
Fräulein Clara Wieck
in
Leipzig.
 
franco.1
 
 
Cassel den 15ten
Februar 1837.
 
Geehrtes Fräulein,
 
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Zuschrift und die Zusendung Ihrer neuesten Kompositionen2 so wie für die Dedication einer derselben. Längst ein Bewunderer Ihrer so seltenen Virtuosität, freue ich mich nun auch Ihrer Fortschritte in der Komposition und wünsche Ihnen Glück dazu.
Meine Frau ist Ihnen noch besonders verbunden für die gütige Mittheilung der kleineren, so höchst pikanten und interessanten Clavierpiecen3 und hat sie seit gestern, wo mir das Paquet zu Händen kam, schon manche Male mit immer gesteigertem Vergnügen durchgespielt. Zu Ihrer bevorstehenden Reise wünsche ich Ihnen das beste Glück! Sollten Sie wirklich nach Holland gehen wollen, so bitte ich um einige Zeilen, wenn Ihr Entschluß reif ist, da ich Ihnen allerdings einige, Ihnen gewiß nützliche Adressen dahin zu geben vermag.
Nur scheint mir die Jahreszeit schon ein wenig zu weit vorgerückt für diese Reise. Nach Berlin, Hamburg p.p. bedürfen Sie keiner Adressen, da Sie schon dort waren.
Sollte Sie Ihr Weg über Cassel zurückführen, so bitte ich, es mir 14 Tage vor Ihrer Ankunft anzuzeigen und ich werde mit Vergnügen das, was der Zeitpunkt und unsere den Concertgebern freilich nicht günstige Stadt erlauben, zu veranstalten suchen.
Unter Empfehlungen an Ihren Herrn Vater mit wahrer Hochachtung ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Clara Wieck, später verh. Schumann an Spohr.
 
[1] Links neben dem Adressfeld von anderer Hand: „Cassel d. 15ten Februar. / 1837 / nach Leipzig“.
 
[2] Clara Wieck widmete Spohr ihr Klavierkonzert op. 7.
 
[3] Vor ihrem Klavierkonzert veröffentlichte Wieck in ihren op. 1-6 kurze Stücke für Klavier.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.09.2018).