Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Kleinwächter,L.:10

Prag den 21. October
1836.
 
Hochgeehrter Herr!
 
Dringende Beschäftigungen haben mich heute den ganzen Vormittag bis itzt unmittelbar vor Postabgang aufgehalten; nun bleiben nur wenige Augenblicke um Ihnen das mitzutheilen, was ich keinen Posttag verschieben will. Darum nur kurz.
Stoeger bei dem ich heute früh war, sagte mir, er habe sich schon durch Herrn Kinderfreund zu an Sie gewandt1, wegen Ihrer Opern.2 Nichts desto weniger läßt er Sie noch3 durch mich ersuchen, ihm die Partituren der drei Opern: Berggeist, Pietro von Abano und Alchymist bald möglichst zu senden, indem er alle drei auf die Bühne bringen will. Wollen Sie demnächst diese Partituren unter der Adresse: „August Stoeger Theaterdirector“ baldigst abzusenden die Güte haben, und dem Herrn Stoeger zugleich angeben, wo und wie4 er das Honorar sammt Copialgebühr an Sie zu berichtigen habe.
Das Sujet vom Pietro habe ich ihm erzählt, er wird die Censur-Anstände beseitigen zu können, was mir um so lieber. Nun bittet er um möglichst correcte Partituren. Gegen das stipulirte Honorar hat er nichts einzuwenden, freilich wäre ihm der wohlfeilere Ankauf – wie jedem Kaufmann – der liebere; allein machen Sie das wie Sie wollen; und geniren Sie sich meiner Intervention wegen durchaus nicht in Ihren Forderungen. Mir kömmt ohnehin um diesen Preis die Partitur wie geschenkt vor.
Sollten Sie Bemerkungen und Wünsche über die Art der Aufführung zu machen haben, so bitte ich mir dieselben mitzutheilen, ich werde suchen für die Besorgung derselben eifrig bemüht sein. Wie unsinnig ich mich auf diese Genüße freue, können Sie sich kaum vorstellen. Mich freut zugleich die Bemerkung, dz der Geschmack an edler classischer Musik nicht ganz untergegangen ist, indem Stoeger – ohne Ansehung auf Beifall im Publicum – wohl nicht so bereit sein könnte, gleich 3 Partituren auf einmal zu nehmmen. Meinen ewigen herzlichen Dank für das unendlich liebe Geschenk Ihrer Freundschaft und Güte werde ich Ihnen nächstens in einem bessern Briefe abstatten, nehmen Sie dieß eilige Geschmiere nur als eine Geschäftsnote hin.
Mit unendlicher Anhänglichkeit
 
ergeben
Louis Kleinwächter
 
An die verehrten Ihrigen alles Schöne!
Ich bitte ergebenst um baldige – wenn gleich nur ganz kurze Beantwortung dieser Zeilen – indem ich gerne Herrn Stoeger Ihre Vorkehrungen bald5 mittheilen möchte.

Autor(en): Kleinwächter, Louis
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Stöger, Johann August
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Alchymist
Spohr, Louis : Der Berggeist
Spohr, Louis : Pietro von Abano
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Ständetheater <Prag>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836102131

Spohr



Der Postweg dieses Briefs überschnitt sich mit dem derzeit verschollenen Brief Spohr an Kleinwächter, 18.10.1836, auf den Kleinwächter am 02.01.1837 antwortete.
 
[1] [Ergänzung 10.06.2021:] Kinderfreund schrieb diesen Brief an Spohr erst am 01.11.1836.
 
[2] Vgl. Kleinwächter an Spohr, 24.08.1836.
 
[3] „noch“ über der Zeile eingefügt.
 
[4] „und wie“ über der Zeile eingefügt.
 
[5] „bald“ über der Zeile eingefügt.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.03.2019).