Carl Joseph Kinderfreund an Louis Spohr in Kassel

Euer Wohlgeboren!

Die für mich bei Gelegenheit der Uibersendung der Oper Jessonda gehabte Gewogenheit¹, giebt mir den Muth mich zum zweitenmale an E.W. mit nachstehend ähnlicher Bitte zu wenden.
Die bekannte Gesangs Künstlerin Frau Podhorsky hatte hinsichtlich ihrer nächsten Benefice-Vorstellung mit mir Aussprache genommen, natürlich fiehl meine Wahl auf ein Spohr‘sches Opernwerk, nämlich auf den „Berggeist“ und zwar aus den beyden ganz einfachen Gründen, erstens studirt unser Gesangpersonale diese genialen Compositionen mit wahrer Liebe und Begeisterung, zweitens, nimmt unser Theaterpublicum, welches aus ¾ Spohrianer besteht diese Werke mit tiefstem Enthusiasmus auf.
Wenn diesen E.W. die Güte haben wollen mir die Partitur samt Textbuche einzusenden, so belieben E.W. dieselben Recht dieses Schreibers sogleich copiren zu lassen und solche wie früher an das Fiedler‘sche Haus zu adressiren, wo der Betrag sogleich dankbarlich erlegt werden würde, – bitte zugleich mich mit nächster Post geneigtest zu verständigen, wann ich selbe Sendung erwarten könnte.

Eine wohlgeneigte Zuschrift erwartend
habe ich die Ehre mit aller
Hochachtung und besonderer
Verehrung zu zeichnen
Euer Wohlgeboren
ergebenster
Carl Jos. Kinderfreund

Prag am ^{14 Oct.}/₈₃₆