Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Fulda d 14ten Septembr 1836
Hochwohlgeborner Herr
Hochgeehrtester Herr Hof-Kapellmeister!
Mit freudig zitternder Hand ergreife ich die Feder um Ew. Hochwohlgb. nicht nur allein für das mühevolle Durchsehen der Ouverture sondern auch für die so leicht faßlich, klare Darstellung der Mängel und, der gütigst ertheilten, mir sehr werthvollen und nutzreichen Winke, meinen herzlichsten Dank; plfichtgemäß hiermit darzubringen. Worte vermögen meine dankbarn Gefühle nicht zu schildern, allein unvergeßlich wird mir die außerordentlich bereitwillige Gefälligkeit eines Mannes sein, den die den die Europäer und unter diesen besonders die Deutschen, mit gerechtem Stolz zu ihren ersten Großmeistern der Tonkunst zählen.
Möge Ew. Hochwohlgeb. dies schöne Bewuststein den süßen Lohn gewähren, einem wißbegierigen Kunstjünger, (den Fortuna in pecuinärer Hinsicht gerade nicht zu ihren Lieblingen zählt) durch dero weise Rathschläge eine nicht unbedeutende Strecke auf der Kunstbahn weiter geholfen zuhaben. – O! Wäre ich doch so glücklich, nur einige Jahre den vorzüglichen Unterricht Ew. Hochwohlgeb. zu genießen, ich würde mich gewiß bestreben kein unwürdiger Schüler eines so großen Meisters zubleiben. Allein diese kindliche Hoffnung ist und bleibt leider nur ein frommer Wunsch.
Sollte ich mich wohl – nur noch einmal – erkühnen dürfen die ergebenste Bitte an Ew. Hochwohlgebo. zu wagen, dero vortreffliches Kunsturtheil über eine Ouverture für Militairmusik gütigst mir mitzutheilen? – Ich weiß es wohl, daß meine Bitte ein höchst unbilliges Verlangen ist und, kann mir lieicht denken daß es nichts weniger als angenehm sein mag, unreife Productionen durchzusehen und noch gar darüber zu schreiben. Allein ich erlaube mir nochmals zu wiederholen, was ich in meinem früheren Schreiben schon sagte nehmlich, daß nur der Wunsch tiefer in die Geheimniße der Kunst einzurdingen, mich dazu bewegen kann, die große Güte des Herrn Hof-Kapellmeister abermal in Anspruch zu nehmen und – ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich mit kindlichem Vertrauen die Hoffnunge hege, dero menschenfreundlichen Character läßt mich keine Fehlbitte gethan haben.
Eine beliebige Nichtbeanwortung d. B.1 darf ich wohl als gütige Erlaubniß ersehen, die Partitur der Ouverture einsenden zu können? – – –
Mit ausgezeichneter Hochachtung
empfiehlt sich ehrfurchtsvoll
Ew Hochwohlgeboren
ganz gehorsamster Diener
J.H. Nau
N.S.
Herr Proffeßor2 Henkel läßt sich Hochwohlgeb. gehorsamst empfehlen
Autor(en): | Nau, Johann Heinrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Henkel, Georg Andreas |
Erwähnte Kompositionen: | Nau, Johann Heinrich : Ouvertüren, Blas-Orch Nau, Johann Heinrich : Ouvertüren, Orch |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836091444 |
Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Nau. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Nau an Spohr, 21.02.1837.
[1] Wohl Abk. f. „dieses Briefs“.
[2] Sic!
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.07.2022).