Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms.hist.litt.15[161
Beleg 1: Goethe in den Briefen seiner Zeitgenossen ; Briefe aus dem Weimarer Kreis ; Briefe deutscher Dichter und Schriftsteller ; Musikerautographen aus dem Nachlaß Friedrich Schneiders in Dessau († 1853) und anderem Besitz ; Versteigerung 19. Mai 1913 (= Katalog Henrici 15), Berlin 1913, S. 61
Beleg 2: Autographen von Musikern, darstellenden und bildenden Künstlern (darin eine italienische Sammlung). Versteigerung 20. Oktober 1913 (= Katalog Henrici 17), Berlin 1913, S. 31

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Hofkapellmeister
Dr. Schneider
in
Dessau.
 
franco.
 
 
Cassel den 7ten Sept.
1836.
 
Geehrtester Freund,
 
Ich habe Ihre Ankündigungen1 sogleich unter meine Bekannte vertheilt, befürchte aber, es werde ohne Erfolg seyn! Es gibt gar zu wenig Leute, die eine Partitur benutzen können. Künstler, die sie zu lesen und zu spielen verstehen, haben in der Regel die Mittel nicht, um sie anzuschaffen und Dilettanten, die diese haben, können sie nicht spielen und sehen sich daher nach einem Clavierauszuge um. Ich habe deshalb meine beyden Oratorien2 im Clavierauszuge herausgegeben und den Vereinen, die sich für die Vorbereitung interssirt hatten, eine Abschrift der Partitur für die Abschreibgebühren gegeben und glaube, Sie sollten es mit Ihrem Oratorium eben so machen. Bey der Herausgabe des ersten habe ich einen bedeutenden Gewinn gehabt und von dem 2ten ist doch auch bereits der erste Abdruck von 500 Exempl. vergriffen, während nur 15 Partituren bis jetzt verlangt worden sind. Ich beeile mich, Sie hierauf aufmerksam zu machen, da es Sie vielleicht veranlaßt, Ihren Plan noch zu ändern und die Herausgabe der Partitur in die eines Clavierauszuges zu verwandeln.
Wir haben3 die Absicht hier im nächsten Jahre zu Pfingsten ein großes Musikfest zu veranstalten und ich bin eben im Begriff ein Comitée zusammen zu berufen, um den Kostenpunkt zu berathen. Dieser wird hier besonders in Betracht gezogen werden müssen, da wir von allen Städten mit guten Capellen sehr weit, wenigstens 2 Tagreisen, entfernt sind und daher die fremden Mitwirkenden nu[r] mit großen Kosten haben kö[nnen.] Zum Glück werden wir der[en nicht] sehr viele bedürfen, da wir 200 Sänger und 150 Instrumentalisten selbst stellen können.4
Mit herzlicher Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Schneider, Friedrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Schneider, Friedrich : Absalon
Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836090712

Spohr



Dieser Brief ist offensichtlich die Antwort auf eine derzeit verschollene Subskriptionseinladung von Schneider an Spohr. Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schneider an Spohr, 14.10.1835. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schneider, 16.02.1840.
 
[1] Schneiders Subskriptionseinladung ist derzeit verschollen, vgl. aber „Partitur-Ausgabe des Oratoriums ,Absalon‘ von Friedrich Schneider“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 38 (1836), Sp. 747.
 
[2] Die letzten Dinge und Des Heilands letzte Stunden.
 
[3] Hier gestrichen: „hier“.
 
[4] Das Musikfest konnte nicht wie geplant stattfinden (vgl. Spohr an Adolphe Hesse, 18.05.1837).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (01.11.2017).