Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Ew. Wohlgeboren

mögen gütigst entschuldigen, wenn wir uns die Freiheit nehmen, in einer für uns wichtigen Angelegenheit um gefällige nähere Auskunft zu bitten, ob nämlich das Musikfest in Cassel, von welchem beim Musikfeste in Braunschweig die Rede war, für das nächste Jahr bereits fest bestimmt ist oder aber etwa erst im Jahre 1838 stattfinden wird.
Unser Musikdirektor, welcher als unser Deputirter der Conferenz wegen Bestimmung der nächstjährigen Festorten in Braunschweig beiwohnte, hat nämlich daselbst bereits die Erklärung, welcher wir sämmtlich beistimmen, abgegeben, daß, wenn im Jahre 1839 in Cassel von Ew. Wohlgeboren ein Musikfest gefeiert würde, kein Musikfest in dem Cassel so nahen Mühlhausen in demselben Jahre veranstaltet werden könne. Der Herr Kapellmeister Schneider versprach deßhalb mit Ew. Wohlgeboren noch an demselben Tage Rücksprache zu nehmen und unserm Deputierten dann sogleich Nachricht zu ertheilen.
Da diese nun bis jetzt nicht erfolgt ist, so sehen wir uns genöthigt, Ew. Wohlgeboren selbst um gefällige nähere Auskunft darüber zu ersuchen, indem wir zugleich zu bemerken uns erlauben, daß wir Cassel, welche Stadt vor vielen andern in Ansehung der großartigen Kunst- und Naturgenüsse den bedeutendsten Vorzug hat, auch die Veranstaltung des nächstjährigen Musikfestes gern den Vorzug geben, ja sogar uns recht sehr freuen werden, dieses Fest als Abonnenten, so wie durch Abonnentensammeln, wenn letzteres von uns gewünscht werden sollte, möglichst viel zu unterstützen.
Sollte jedoch kein Musikfest in Cassel stattfinden, und das 10te Elbmusikfest hier gefeiert werden können; so würden wir alsdann Ew. Wohlgeboren nicht nur bald davon nähere Nachricht mittheilen, sondern dieselben auch nebst Ihrer ausgezeichneten Kapelle zur gütigen Unterstützung unseres Festes einzuladen uns beehren.
Schließlich erlauben wir uns noch, Ew. Wohlgeboren an die Freundschaft zu erinnern, in welcher unser verdienstvoller Conrector des Gymnasiums und Organist an der oberstädtischen Kirche, der selige Beutler1, dessen Neffe und Schüler unser Musikdirektor ist, mit Ew. Wohgeboren zu stehen sich erfreute, so wie an die Achtung, welche Ew. Wohlgeboren zwei andern Mühlhäusern, den Polizeicommissar Muscat und Justizcommisär Fröbe als Beutlers Freunden, schenkten, und welche alle drei, als Verehrer Ihrer Muse, Ihrer späterhin noch oft so rühmlichst gedachten.
Mit Beziehung hinauf hegen wir zu Ew. Wohlgeboren das feste Vertrauen, daß Sie uns mit einer bald gefälligen Antwort auf unsere ergebene Anfrage erfreuen werden und unterzeichnen uns mit der größten Hochachtung und Ergebenheit Ew. Wohlgeboren zu jeder Gegengefälligkeit empfehlend

der Vorstand des Mühlhäuser Musikvereins
Gier.     Schweineberg.      Beutler.     Heinrichshofen
Binckebanck.     Karmroth.2

Mühlhausen, den 8 August
1836.            

Autor(en): Beutler, Benjamin Friedrich
Binckebanck, Ludwig
Gier, Karl Theodor
Heinrichshofen, Friedrich
Karmrodt, Georg
Schweineberg, August Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Beutler, Johann Georg Bernhard
Fröbe
Muscat
Schneider, Friedrich
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Mühlhausen in Thüringen
Erwähnte Institutionen: Elbe-Musikfeste <wechselnde Orte>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836080843

Spohr



Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Beutler, 18.01.1837.

[1] Johann Georg Bernhard Beutler.

[2] Für die Entzifferung und Zuordnung der schwer lesbaren Unterschriften geht herzlicher Dank an Roswitha Henning (Stadtarchiv Mühlhausen).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.07.2021).