Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.5 <Haslinger 18360723>
Beleg 1: Autographen-Sammlung enthaltend die Autographen aus dem Nachlaß der Clarinettisten Heinrich und Carl Baermann, München, des Philologen Geheimrat Bernh. Rud. Abeken, Osnabrück († 1866), sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung. Versteigerung 29. und 30. November 1922 (= Katalog Henrici 80), Berlin 1922, S. 76
Beleg 2: Autographen: 12. und 13. Mai 1930 (= Katalog Stargardt 306), Berlin 1930, S. 60

Sr. Wohlgeb.
Herrn Tobias Haslinger
k.k. Hofmusik-händler
in
Wien.
 
franco
Österreichsche
Gränze.1
 
 
Cassel den 23sten
Juli 1836.
 
Hochgeehrtester Herr und Freund,
 
Nach einer 5 wöchentlichen Abwesenheit, von einer Reise in die Sächsische Schweitz und nach dem Musikfest in Braunschweig zurückgekehrt, finde ich Ihr geehrtes Schreiben vom 22sten Juni vorliegen, worin Sie mir einen gefälligen Bericht über die Jessonda-Angelegenheit geben. Ich begnüge mich nun, nach so langer Zeit, Ihnen für alle die Schritte, die Sie zu meinen Gunsten gethan haben, meinen herzlichen Dank auszusprechen; denn2 in der Sache selbst bedarf es wohl keiner Entscheidung mehr, da Herr Pöck wohl längst mit seiner Partitur und seinen Stimmen nach Prag zurückgekehrt seyn wird. Indessen ist durch meine Abwesenheit auch nichts versäumt, da ich meine Protestation gegen die Aufführung im Josephst. Th., die ich auf Verlangen des Herrn Kapellmeister Kreutzer ausgestellt hatte3, doch nicht gut hätte zurücknehmen können, obgleich Herr Telle in einem Briefe4, den ich ebenfals vorliegend finde schreibt, daß der Pächter des Kärnthnerthor-Theaters nichts gegen die Aufführungen während der Anwesenheit des Herrn Pöck einzuwenden habe und daß ich daher nur das Honorar zu bestimmen habe, was ich von dem Josephst. Th. für diese kurze Zeit verlange. - Sie werden nun unterdessen die Partitur erhalten und an Herrn Kap. Kreutzer abgegeben haben und wenn nun die Oper zuerst im Kärnthnerthor Theater auf würdigere Weise dem dortigen Publikum vorgeführt wird, als es hätte in der Josephstadt geschehen können, so ist mir dieß jedenfals lieber, als wenn ich noch ein Honorar erpreßt hätte. Herrn Telle habe ich nun, da es ohnehin zu spät ist, nicht geantwortet und bitte Sie daher, ihm gelegentlich mein Nichtantworten gefälligst erklären zu wollen.
Das neue Quatuor brillant werden Sie mit der Partitur der Jessonda5 ebenfals erhalten haben. Ich habe vergessen Ihnen zu melden, daß es Oeuvre 93 ist.
Ich habe mich gefreut aus Ihrem Bericht zu ersehen, daß in Wien das artistische Eigenthum noch geachtet und geschätzt wird und wünschte [es] wäre im übrigen Deutschland eb[enso.]
Indem ich nochmals meinen Dan[k] ausspreche, unterzeichne ich mit wahrer Hochachtung und Freundschaft ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Haslinger
Haslinger, Tobias
Erwähnte Personen: Kreutzer, Conradin
Pöck, Carl Josef
Telle
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Jessonda
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 93
Erwähnte Orte: Braunschweig
Wien
Erwähnte Institutionen: Hoftheater am Kärntnertor <Wien>
Josefstädter Theater <Wien>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836072322

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Haslinger an Spohr, 22.06.1836. Haslinger beantwortete diesen Brief am 31.07.1836.
 
[1] [Ergänzung 21.03.2022: Auf dem Adressstempel befindet sich rechts unten der Poststempel „CASSEL 22(sic!)JULI1836“, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags befindet sich der Stempel „WIEN / 28 JULI“.] Neben dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „Spohr in Cassel / 23 Jul. 1836. / erhalten _ 28 Jul. / beantw. _ 31 " “.
 
[2] „denn“ über der Zeile eingefügt.
 
[3] Vgl. Conradin Kreutzer an Spohr, 16.05.1836.
 
[4] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
 
[5] Hier eine Silbe gestrichen („be“?).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.07.2017).