Nicolaus Beck an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner,
Hochzuverehrender Herr Capellmeister!

In hiesiger Gegend 3-4-5 Stunden entfernt ist eine häßliche Seuche ausgebrochen, wo nicht nur¹ 4 Aerzte selbst ein Opfer dieser Krankheit wurden, sondern so gar Familien ausgestorben sind. Die Gegend ist arm, sumpfig; die Menschen leiden daher Noth. Mein Gesangverein wünscht zur Unterstützung ein Conzert zu geben, und hat dazu Ihr Oratorium „die letzten Dinge“ gewählt. Das ganze Vocale besitze ich; auch haben mir die Gießer, mit denen ich ein Unison habe, die Partitur geschickt. So sauber die Partitur geschrieben ist, so finde ich doch in den Blasinstrumenten des Chors aus E Fehler. Das Quartett ist richtig. Ich habe auch keinen verständigen Notenschreiber, der mir es so, wie es sein muß, schreibt;
Dürfte ich nun wohl Ew. Wohlgeb. bitten mir die ausgeschriebenen Instrumental-Stimmen zu leihen? In einigen Wochen erhalten Sie solche, ohne Beschädigung zurück; doch braucht das Quartett nicht doppelt zu sein, Violinen und Bässe kann ich leicht verdoppeln lassen. Mein Gesangpersonal ist 40-50 das Instrumentale 20-24; doch fehlen Gießer und die Nachbarschaftl. Erfreuen würden mich Ew. Wohlgeb. wenn Sie meine Bitte bald erfüllen. Damit Sie keine Mühe mit dem Packen u.s.f. haben, so bitte ich es dem Hautboisten Hⁿ Lesser zu sagen, der aus Liebe zu mir gewiß die Besorgung übernimmt
Ich wiederhole meine Bitte und bin Achtungsvoll
Ew. Wohlgeb.

gehorsamer
Beck, Cantor u.s.w

Marburg d 8t Junius
1836