Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Bischoff, G.F.:7
Druck: Felicitas Marwinski, „Musik, das edelste Vergnügen ...“. Vom Collegium musicum zu Kantor Bischoffs Musikfesten. Musikkultur in Frankenhausen am Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts, Weimar 2012, S. 86 (teilweise)
Hildesheim, d 31 März 1836.
Hier, mein hochverehrter Freund und Meister, erhalten Sie das Oratorium „des Heilands letzte Stunden“ Partitur u Stimmen, so wie ich selbige empfangen, zurück. Nehmen Sie den gefühltesten Dank für Ihre Güte, daß Sie mir dieses Werk so lange geliehen habe! Wie ich Ihnen früher schrieb, wollte ich es jetzigen Charfreitag hier aufführen; allein ich müßte diese beabsichtigte Aufführung weiter hinaus schieben, da verschiedene Umstände störend dazwischen traten. Eine vollständige große Orchester-Probe habe ich aber gehalten und so den herrlichen Eindruck den diese Composition macht, empfänden!
Mit Ihrer Genehmigung habe ich eine Abschrift von der Partitur und sämmtl. Orchesterstimmen genommen; ich habe daher nur noch die Quartettstimmen zu dupliren nöthig, und das Sie bis zur Aufführung hier, welche sich bis in den Sommer hinein ziehen kann, wohl schwerlich Ihre Stimmen so lange entbehren konnten; so schicke ich Alles hiermit zurück.
Anstatt der Harfe – werde ich mich immer des Zeichens im 2ten Theile Ihrer Partitur erinnern werde – haben wir hier nur ein Pianoforte! –
Für den zuletzt empfangenen Clavierauszug lege ich hier den Betrag: 4 Rth in Preuß. Cassen Billets bei.
Zu Braunschweig soll dieses Jahr das 9te Elbmusikfest seyn, und, wie ich höre, sind der Professor Griepenkerl und die Müllers die Entrepreneurs daran. So nahe ich auch Braunschweig wohne, so weiß ich doch nichts Näheres darüber. Von hier ist keine Seele dazu eingeladen, da ich doch ein respectables Gesang-Corps und auch mehrere Instrumentalisten stellen könnte. Man wundert sich hier – und mit Recht – darüber, daß man das so benachbarte Hildesheim übergangen hat.
Von Freund Augustin aus Hallberstadt, welcher sonst die Seele von den Elbmusikfesten ist, habe ich auch keine Nachricht. Deshalb weiß ich auch nicht, ob Sie dies Fest mit1 dirigiren werden?
Schneider aus Dessau wird, so viel ich zufällig gehört habe, auch da seyn.
Vor 26 Jahren um diese Zeit machte ich meinen ersten Besuch in Gotha bei Ihnen, um über das 1ste Frankenhäuser Musikfest uns zu besprechen. Ich weiß nicht, ob ich es mir bloß einbilde, oder ob es wirklich ist, so großartig auch die jetzigen Musikfeste, sind: so haben sie doch das Anziehende nicht wie die beiden ersten Frankenhäuser Feste. Das eigentlich Festliche kann ich jetzt nicht so empfinden wie damals. Freilich wird man älter, und ich habe nach dem unglücklichen Poststurz auf der Reise zum Magdeburger Musikfest vor 2 Jahren sehr mit Brustbeschwerden zu kämpfen, so daß ich immer kränklich bin. Daß Sie recht wohl seyn sollen, hörte ich kürzlich von einem durchreisenden Kaufmann. Derselbe sagte mir auch, daß Sie im Begriff ständen Sich wieder zu verheirathen. Sollte dieses so seyn; so wünsche ich Ihnen herzlich u innig Glück dazu!
Ich wünsche sehnlichst Sie einmal wieder zu sehen! Mit der gefühltesten Hochachtung
stets der Ihrige
G.F. Bischoff
Autor(en): | Bischoff, Georg Friedrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Griepenkerl, Friedrich Conrad Müller, Carl (Müller-Quartett 1) Müller, Georg Müller, Gustav Müller, Theodor Schneider, Friedrich |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden |
Erwähnte Orte: | Braunschweig Hildesheim |
Erwähnte Institutionen: | Elbe-Musikfeste <wechselnde Orte> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1836033143 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Bischoff an Spohr, 08.01.1836. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Bischoff an Spohr, 07.08.1836.
[1] „mit“ über der Zeile eingefügt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.04.2022).