Autograf: Universiteitsbibliotheek Amsterdam (NL-Au), Sign. HSS-mag.: 91 Fu 2

Sr. Wohlgeb.
Herrn Musicdirektor
H.C. Kleine
in
Amsterdam
Warmoesstraat
No 321


Cassel den 23sten Dec.
1835.

Geehrtester Herr und Freund,

Indem ich Ihnen für Ihre gütigen Bemühungen meinen herzlichen Dank sage, bin ich so frey, Ihnen beykommend die gütigst verlangten 24 Exempl. nebst 4 Freiexempl, des Clavierauszugs meines neuen Oratoriums zu übersenden. – Da der Subscriptionspreis sehr gering angesezt ist, so kann ich Herrn Gräffner keine andern Bedingungen stellen, als die in dem Circular offerirten, nämlich ein 7tes Freiexempl., welches beyliegt. Herr Gräffner kann aber seinen Abnehmern, die keine Subscribenten sind, unbedenklich den Preis erhöhen, da der Clavierauszug beym Musikhändler 6 Rth. kosten würde. – Da Sie die Güte haben wollen, den Betrag für die 24 Exempl. einzukassiren, so bitte ich, ihn mir durch einen Wechsel auf Leipzig zu übermachen.
Aus meinem Briefe2, den Ihnen Herr Vermeulen in Rotterdam nun zugeschickt haben wird, haben Sie ersehen, daß ich mich wieder verheirathen werde. Meine Verbindung ist nun auf den 3ten Januar festgesezt und da meine Braut höchst liebenswürdig, mir von ganzer Seele zugethan, durch und durch musikalisch und eine tüchtige Clavierspielerin ist, so darf ich für den Rest meiner Tage einer glücklichen Zukunft entgegen sehen. Ich habe nun auch wieder Lust zur Arbeit gewonnen und bereits ein Soloquartett und 6 Lieder mit Klavierbegleitung geschrieben.
Haben Sie die Güte die Herren Vrügt, Tenkaten, Werner und wer sich sonst meiner freundlich erinnert, herzlichst zu grüßen, besonders auch Herrn Foppe, wenn er in Amsterdam seyn sollte. Herrn Werner sagen Sie gefälligst, daß ich bis jezt noch keinen Dichter gefunden habe, der mir den Angelion nach meinem Sinne bearbeiten könne, daß ich aber die Idee dazu nicht aufgegeben habe.
Leben Sie recht wohl und vergnügt. Vieleicht sehe ich Sie im nächsten Sommer, denn ich habe den Plan, Holland noch einmal zu besuchen und das Seebad zu gebrauchen, nicht aufgegeben.
Mit wahrer Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr2



Dieser Brief ist die Antwort auf Kleine an Spohr, 09.12.1835. Kleines Antwortbrief vom 06.03.1836 ist derzeit verschollen.

[1] Neben dem Adressfeld findet sich von anderer Hand noch folgender Eingangsvermerk: „Louis Spohr, Cassel 23 xber 1835 / erlangt(?) 29 February / beantw. 6 Merz 1836“.

[2]Spohr an Kleine, 09.12.1835.

[3] Auf dieser letzten Seite des Briefes findet sich von anderer Hand noch folgende Rechnung: „24 Exemplar á Rth. 4.- / Rth. 96 - / nederlandisch(???) Courant(?)“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (13.11.2017).