Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Rostock d 13ten December 1835.

Wohlgeborner
Hochverehrter Herr Kapellmeister!

Es ist mir unmöglich Ihnen die Freude zu schildern welche Sie mir durch Ihr so kostbares Geschenk1 gemacht haben, es soll als eine heilige Relique2 eine hohe Zierde bei meinen übrigen unschätzbaren Autographien glänzen, meine Dankbarkeit dafür wird nur mit meinem Leben reden, und diese Ihnen in der That zu beweisen ist mein innigster Wunsch, es würde gleich ausgeschrieben und schon öfter vorgetragen, und hat sowohl mir als viele Musikfreunde beym jedesmaligen hören einen hohen Genuß gewährt. Obgleich aber wir hier ziemlich gute Quartettspieler haben, so werden sie es doch noch sehr oft spielen müßen ehe sie es einigermaßen in dem Geiste vortragen werden in welchem es vorgetragen werden soll, ich sage einigermaßen, denn die Spieler selbst gestehen es ein, daß sie es noch viel üben müßen, und so vollkommen wie es sein soll kann es hier doch nie vorgetragen werden, den3 der Herr Kapellmeister Spohr wohnt in Cassel.
Viele hiesige Musikfreunde und die der Umgegend haben mich besucht um die eigenhändige Schrift des Manns zu sehen welchen sie so viele Genüße zu verdanken haben, und alle beneiden mich um der großen Ehre.
Am 19ten September, ist, in einem Concert welches wir zum Besten der hiesigen Armen gaben Ihr großes Tongemälde „Die Weihe der Töne aufgeführt worden, die gedruckten Texte des Gedichts wurden vorher an die Zuhörer verteilt. Das Orchester war 39 Personen stark, indem die Musiker aus Güstrow dazu eingeladen worden, es wurde mit so allgemeinen Beifall aufgenommen, das mehrere Musikfreunde in den hiesigen Zeitungen um wiederholung desselben ersuchten, wir wollen dem allgemeinen Wunsche des Publicums befriedigen und wollen dies Große Werk im sogenannten Antoni Concert wo viele Fremde hier sind abermals aufführen.
Mit dem herzlichsten Wunsch daß der Allgütige Ihnen ein langes Leben und die beste Gesundheit verleihe damit Sie uns mit Ihrer Göttlichen Kunst noch oft4 erfreuen mögen, empfehle ich mich Ihnen mit der innigsten Hochachtung und Verehrung, und verbleibe

Ihr
ganz ergebenster
F. Schwaan.

Hierbei erfolgen Zweiundsiebzig Reichsthaler in Preußische Kassen-Scheinen, wobei ich um Entschuldigung der Verzögerung bitte. Die Herrn Directoren und Vorsteher der Gesangvereine in Wismar5 und Rostock6 laßen sich Ihnen gehorsamst empfehlen und bitten so bald wie möglich um die Hersendung der Partituren7. Herr Holzschue läßt noch besonders vielmahl grüßen. Sie wie es Herr Musikdirektor Weber ein gleiches thut.

In Eile.

Einliegendes Schreiben bitte ich gefälligst Herrn Rüdinger abzugeben.

Autor(en): Schwaan, Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Both, Karl Friedrich von
Holtzschue, Johann Philipp
Maßmann, Moritz Ludwig Wilhelm
Weber, Johann Friedrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: güstrow
Rostock
Erwähnte Institutionen: Gesangverein <Rostock>
Gesangverein <Wismar>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835121344

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schwaan an Spohr, 01.07.1835. Spohr beantwortete diesen Brief am 02.02.1836.

[1] Offensichtlich das Autograf eines Streichquartetts.

[2] Sic!

[3] Sic!

[4] „noch oft“ über der Zeile eingefügt.

[5] Moritz Ludwig Wilhelm Maßmann.

[6] Karl Friedrich von Both und Johann Philipp Holtzschue.

[7] Zu Des Heilands letzte Stunden.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.02.2024).