Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Wohlgeborner Herr,
Hochverehrter Herr Kapellmeister!
Euer Wohlgebohren dürften wohl besorgt seyn, mich unter die lästigen Korrespondenten zu zählen, weil ich erst jetzt Ihr geehrtes Schreiben vom 15t Sept. beantworte; in dessen wird eine diesen Herbst vorgenommene Reise und längere Abwesenheit von hier mir zu einiger Entschuldigung gereichen. Gegenwärtig bin ich nun so frei, für 8 Exemplare Ihres neuen Oratorium excl. eines frei Exemplars 32 Rth. und für die unserm Verein gütigst zugesagte Abschrift der Partitur 10 Rth. 16 Sgr. zusammen also 42 Rth. 16 Sgr. ganz ergebenst zu übersenden und um baldgefällige Übersendung der gedachten Abschrift gleichmäßig zu bitten. Sollte Ew. Wohlgebohrn bei mir kaum verstatteten Erlaubniß, mich mit Ihnen zu unterhalten, es nicht unbescheiden finden, wenn ich schon wieder mit einer Bitte hervortrete, so würde solche darin bestehen, zum Gebrauch für den Erfurter Musik Verein mir gefälligst aus den Partituren Abschriften
„Berggeist“
1t Akt (pag. 42. des Klav. Auszugs) Duett für Sopran u. Tenor, 3t Scene
1t Akt (pag. 54. " " " ) Arie mit Chor, 6t Scene
„Pietro Abano“
Sopran Arie Nr 7. „aus dunkeln Wolken“
" " Nr 16 „ich soll sie sehen“
fertigen und gegen dankbare Erstattung der Kopialien übersenden zu lassen. Wir haben schon in Weimar darnach geforscht, sie aber nicht erhalten können, weil man dort die Werke nicht besitzt.
Einmal im Bitten und Wünschen begriffen, erlaube ich mir auch noch den Wunsch des Vereins vorzulegen, der darin besteht, daß es Euer Wohlgeboren gefällig seyn möchte, die erste Aufführung des neuen Oratoriums hier persönlich zu leiten. Bevor das Werk gründlich einstudirt seyn kann, möchten wohl 4-5 Monate Zeit erfordert werden so daß der Monat Mai herankäme. Von da an aber würden wir bereitet seyn und Ihrer gefälligen Bestimmung harren. Sollte es daher Ihre Zeit erlauben und der Vorschlag überall Ihnen genehm seyn, so würde ich bitten mir die näheren Bedingungen gefälligst mitzutheilen.
Bei der Wiedereröffnung des Doms hat unser Verein die große Missa von Cherubini d moll aufgeführt und nach dem Urtheil von Sachkennern gelungen und mit gehöriger Ausdauer, welches letztere einem Dilettanten Verein wohl anzurechnen seyn möchte. Jezt ist „David“ von B. Klein eingeübt und wird den 16t d. M. zur Aufführung kommen. Halten Sie mich aber, indem ich hiervon spreche, nicht für ruhmredig und eitel; ich erwähnte dieses nur, um zu zeigen, daß der Verein nach Gediegenem strebt. Er zählt circa 80 Sänger und 50 Instrumentisten.
Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren
Euer Wohlgebohren
ganz ergebenster Dr
Daniel.
Ober Regierungs Rath.
Erfurt 1 Dec. 1835.
Autor(en): | Daniel, Johann Christoph Musikverein |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | Cherubini, Luigi : Messen, Nr. 2 Klein, Bernhard : David Spohr, Louis : Der Berggeist Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden Spohr, Louis : Pietro von Abano |
Erwähnte Orte: | Erfurt |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835120147 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Daniel, 15.09.1835. Spohrs Antwortbrief vom 10.12.1835 ist derzeit ebenfalls verschollen.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.06.2020).