Bernhard Hausmann an Louis Spohr in Kassel

Herrn CapellMeister Louis Spohr
in
Cassel

frey¹


Hannover 14 Novbr 1835.

Recht lange, mein verehrter Freund, habe ich Ihren Auftrag wegen der Subscriptions Sammlung zu dem Clavier Auszuge Ihres neuen Oratoriums unbeantwortet gelaßen, theils weil ich ihn in einer sehr beschäftigten Zeit erhielt theils in einer Zeit wo durch eine fast 10 Monath gedauerte höchst schmerzhafte Krankheit meines jüngsten Sohnes welche leider vor 14 Tagen mit seinem Tode geendigt hat jeder Gedanke an Musik und jede Gelegenheit etwas dafür zu thun mir vergangen war –
Damit müßen Sie es auch entschuldigen wenn diesemal meine Sammlung nicht so ausgefallen ist wie Sie es gegen früher mit Recht erwarten konnten –
Was ich beysammen habe finden Sie auf der Einlage² – und bitte ich diesesmal den Willen für die That anzusehen, seitdem ich in den städtischen Geschäften verwickelt bin ist leider meine Zeit die ich der Musik widmen kann überall sehr beschränkt und wenn man nicht persönlich um Subscription besorgen kann so wissen Sie wol wie es geht –.
Ich freue mich übrigens außerordentlich über die gütige Nachrichten welche unsre Mattys uns von Ihnen gebracht hat wie sehr wünsche ich daß Sie wohl bald wieder die glückliche Häuslichkeit erlangt haben mögen an die Sie so lange gewöhnt waren³ –.
Ihren Brief durch Herr Hager habe ich erhalten, er hat hier nicht sehr viel Glück mit seinem Spiel gemacht –
Leben Sie wohl, verehrter Freund, mit wärmster Verehrung und Anhänglichkeit

der Ihrige
B. Hausmann

Mein Sohn Georg ist seit fast 5 Monaten in Wien und wird dort den Winter bleiben, er ist – wie er mir schreibt – eifrig bemüht sich durch Fleiß und Eifer seinem Ideale, im Spiel auf dem Cello wie das auf der Violine des Capellmeister Spohr, näher zu bringen –.