Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Meiningen d 9ten Novbr. 1835.

Hochgeehrtester Herr Doctor und Capellmeister,
theuerster Freund!

Anbey übersende ich Ihnen 24 Rth. Preuß. für die übersanten Ex. durch Ihren Schüler H. Mansbach. Das gegebene Versprechen, für meinen Vetter1 hat mich sehr erfreut.
Die, Sie getroffenen herben Schicksale2, haben mir, als auch meiner Schwester3, manche trübe Stunde bereitet, da wir ihre Lage so recht mitfühlten, und uns alles so bedrückend dachten und beredeten. Mein einziger Trost war, daß ihr großer Geist, mit der Zeit alle irdischen Verhältniße besiegen werde, und Ihnnen die nöthige Ruhe und Heiterkeit wieder zu geben vermöge.
Wahrhaft besorgt aber bin ich für ihre Gesundheit und dies veranlaßt mich, Sie zu bitten, Morisons Buch4 sich anzuschaffen, worin der Gebrauch und die Wirkungen dieser herzlichen Medicamente abgehandelt werden. Durch diese Pillen5 nebst Kreuter Pulver, hat mein Vetter sich die Nervenkrämpfe geheilt. Hierselbst sind durch deren Gebrauch, mehr als 10 Menschen, von unheilbaren langwährenden Krankheiten völlig genehesen6.
Ich selbst kann ihre Wirkungen nicht genug preisen, und werde sie mit Anfang des Frühjahrs bis zur völligen Wiederherstellung gebauchen. Nun noch eine unverschämte Bitte; dürfte ich, darf ich! Sie, um die Partitur und Clavieraus7 ihre letzten Concertinos anflen!
Sie selbst, sind die Ursache meiner Schamlosigkeit, und frefelhaften Wünsche, daß ich die8 Zeit bis zum Stich nicht erwarten kann. Warum dichten Sie so herlich, weßhalb haben Sie mich ins Elisium geführt? nun werden Sie auch büßen. Ich aber will als ächter Spohrianer leben und sterben.
Mit dem herzlichsten Empfehlungen von meiner Schwester, verharrt Hochachtungsvoll

Ihr
auftichtiger Freund u. Diener
W. Bärwolf.

Meiningen d 9t Novbr.
1835.

Autor(en): Bärwolf, Johann Christian Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Happ, Friederike
Mansbach (Spohr-Schüler)
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 92
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835110944

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Bärwolf an Spohr, 07.07.1835. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Bärwolf an Spohr, 23.11.1836.

[1] Johann Ludwig Wilhelm Bärwolf (vgl. Johann Christian Wilhelm Bärwolf an Spohr, 07.07.1835).

[2] Nachdem im Vorjahr Spohrs Frau Dorette gestorben war, verstarb in diesem Jahr auf der gemeinsamen Sommer-Ferienreise seine mit im Haushalt lebende Schwägerin Wilhelmine Scheidler.

[3] Verh. Happ, Vorname noch nicht ermittelt.

[4] Morisoniana, oder Allgemeiner Rathgeber des Brittischen Gesundheitscollegiums. Eine Sammlung der Werke des Herrn Morison des Hygeisten; enthaltend: Eine Abhandlung über den Ursprung des Lebens und die wahre Ursache der Krankheiten […], Frankfurt am Main 1834; spätere Aufl. 1838.

[5] Hier gestrichen: „und“.

[6] Sic!

[7] Sic! Wohl Abk. f. „Clavierauszug“.

[8] „die“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.07.2020).