Johann Friedrich Witzenmann an Louis Spohr in Kassel

S^r Wohlgeboren
Herrn KapellMeister Spohr
in
Cassel¹


Lieber Freund!

Sie werden denken ich hätte Sie vergessen oder Ihren Auftrag welchen Sie mir im Laufe dieses Sommers gegeben nicht beachtet – dieses ist jedoch nicht das Fall! Ich lebte bis zum Herbst in der Hoffnung Sie bey uns zu sehen, da diese jedoch nun gänzl. verschwunden ist so muß ich Ihnen das Resultat meiner Bemühungen schrftl. melden – ich habe leider nicht mehr als 2 Unterschriften erlangen können. 1. Exempl. für den Singverein des Museum’s und eines für den Cecilienverein.
Da diese beyde Exempl. nun pr. Post zu theuer im Porto komme möchten so bitte ich Sie dieselben durch Buchhändler oder andre Gelegenheit jedoch wo mögl. bald hieher zu senden, ich hoffe nicht, durch mein langes Zaudern etwas versäumt zu haben.
Daß ich nebst den Meinigen herzlichen Antheil an Ihrem grossen Verlust genommen haben, werden Sie überhaupt seyn – ich habe leider dieses Unglück in frühern Jahren auch erleben müssen und bin vor einem Vierteljahr durch den Verlust eines herrlichen Knaben von 5 Jahren fürchterlich heimgesucht worden, ich und mein armes Weib haben diesen Verlust (trozdem daß und Gott sey Dank noch 6 gesunde Kinder übrig sind) kaum ertragen. In Hoffnung daß Sie vielleicht Ihre nächste Sommerferien zu einer Reise in unsre Gegend benutzen werden grüßt Sie von Herzen

Ihr
aufr. Fr.² JFWitzenmann
OrchesterDirector.

Carlsruhe d. 8^t Novb.
1835.

N.S.
Wissen Sie gar nichts von unserem gemeinschaftl. Freund Hildebrand wie er lebt oder was aus ihm geworden?