Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. hist. litt. 15[126
Druck: Friedrich Lammert, „Die Beziehungen Spohrs zu Kapellmeister Hermstedt und zu Sondershausen. Mit einem Briefe Spohrs an Hermstedt. Zur 250. Sitzung des Sondershäuser Geschichtsvereins ,Museumskränzchen’ im Dezember 1918”, in: Thüringer Monatsblätter 29 (1921), S. 29f. und 35f., hier S. 30

Sr. Wohlgeb.
Herrn Kapellmeister Hermstedt
in
Sondershausen

Nebst einem Paquet Musikalien in blauem Papier, gez. H.R.H.


Cassel den 14ten
October 1835.

Geliebter Freund,

Beikommend erhalten Sie das gütigst verlangte Exemplar des Clavierauszugs meines neuen Oratoriums.
Bey mir hat sich das alte Sprichwort bewährt, daß ein Unglück nie allein kommt! Denn auf e[ine]r während der Ferien unternommenen V[er]gnügungsreise nach Holland, auf welcher mich meine jüngste Tochter und meine Schwägerin begleiteten, habe ich die letztere auch durch den Tod verloren und in Holland begraben müssen!1 Sie war ein braves, vielseitig gebildetes, liebenswürdiges Mädchen und vertrat seit dem Tode meiner guten Dorette Mutterstelle bey Therese. Jezt ist mein Haus zur wahren Einöde geworden! Nur die Arbeit kann mich einigermaßen von meinem Kummer abziehen. Doch fehlt oft die Lust. Der Himmel bewahre Sie vor ähnlichen Erfahrungen!
Mit wahrer Freundschaft stets

Ihr Louis Spohr

NS. Sollten Sie die Stimmen und Partitur des Vater Unser nicht mehr gebrauchen, so bitte ich um deren Rücksendung. D[och] hat es damit auch keine Eile.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hermstedt, Johann Simon
Erwähnte Personen: Scheidler, Wilhelmine
Spohr, Dorette
Spohr, Therese
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 67
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835101413

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Hermstedt an Spohr, 25.06.1835. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hermstedt, 17.06.1836.

[1] Vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 166f., Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 204ff.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (28.10.2016).