Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr Wohlgeboren
dem Herrn Dr Louis Spohr.
Kurfürstl. Hess. Hof-Kapellmeister
in
Cassel.

Franco.1


Geehrter Herr Kapellmeister.

Hiebei erhalten Sie die mir zugesandte Subscriptions-Liste2 zurück mit dem ergebenen Bemerke, daß Sie gefälligst die für die beiden Unterzeichner aus Aachen bestimmten Exemplare an die Musikhandlung von Forstmann in Aachen addreßiren wollen. – Herr Ignaz van Houtem Sohn in Aachen3 hätte sich gerne für eine Subscription für Sie verwendet und wird es auch noch thun sobald er eine Einladung von Ihnen erhält. In Lüneburg würde sich ein Herr Pastor Görges sehr dafür verwenden, sobald Sie ihm die Einladung dazu senden. Das diesjährige niederrheinische Musikfest4 war sehr brillant sowohl in Ausführung als in Besuch; Thomae wird Sie hievon hinlänglich unterrrichtet haben5, wenn gleich ihm das Directoriat6 zu jugendlich vorkam, da er immer der Meinung ist, daß der Verstand nicht vor Jahren kommen. –
Wenn es Ihnen bekannt ist, wer die jetzigen Directoren von den Concerten im Gewandhause sind, so theilen Sie es mir gütigst mit. – Ihre Reise und das benutzte Seebad wird hoffentlich den gewünschten Erfolg für Sie gehabt haben und es wird mich freuen, Sie gesund und wohl zu wissen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung empfiehlt Sich Ihnen

ergebenst
Otto Gerke.

Paderborn den 8ten August
1835.

Autor(en): Gerke, Otto
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Görges, Christian Wilhelm Friedrich
Houtem, Ignaz van
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Thomae, Friedrich Wilhelm Ludwig
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Erwähnte Orte: Aachen
Köln
Lüneburg
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Niederrheinische Musikfeste <verschiedene Orte>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835080841

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohrs Subskriptionsaufruf für den Klavierauszug seines Oratoriums Des Heilands letzte Stunden, dessen an Gerke gerichtetes Exemplar derzeit verschollen ist. Das nächste erhaltene Schriftstück dieser Korrespondenz ist ein Zeugnis von Spohr für Gerke, September 1835.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „PADERBORN / 8 / 8“, auf der Rückseite des gefalteten Umschlags der Stempel „10 [A]U[G18]35“.

[2] „Musikdirector Otto Gerke in Paderbon 1 Ex. / Portepeefähnrich Cünzer von der Königl. Preuß. 4. Schützenabtheilung in Aachen 1 Ex. / Wbl Forstmanns Musikalienhandl. in Aachen 1 Ex. / Der Musikverein in Paderborn 1 Ex.“

[3] „in Aachen“ über der Zeile eingefügt.

[4] Zum Niederrheinischen Musikfest in Köln vgl. „Musikfeste“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 37 (1835), Sp. 580f., hier Sp. 580; „[Man schreibt aus Köln]“, in: Neue Zeitschrift für Musik 2 (1835), S. 204.

[5] Spohr besuchte auf dem Weg zu seinem Badeaufenthalt auch Friedrich Thomae in Kleve (vgl. Thomae an Spohr, 20.08.1835; Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 166, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 204).

[6] Der 26-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.01.2022).