Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Scheibler:6
Faksimile: Wolfgang Arbogast, „Sieben Briefe von Johann Heinrich Scheibler (1777-1837) an Louis Spohr (1784-1859). Der Krefelder Fabrikant und Musikliebhaber an den Komponisten und Kapellmeister in Kassel“, in: Heimat. Krefelder Jahrbuch 63 (1992), S. 157-168, hier S. 167
Druck: ebd., S. 166

Verehrtester Freund.

Wir hoffen Sie und Fräulein Therese wohlbehalten in der Heimath angelangt. Möge auch der größere Schmerz Ihres neuen herben Verlustes1 getragen sein!
Herr von Siebel sah selbst ein daß Sie ihn nicht mehr besuchen konnten ohne Ihre Wunden von neuem aufzureißen. Frau v. Siebel war noch sehr angegriffen von der hiesigen Zusammenkunft. Morgen werden wir sie besuchen.
Das Lob welches Sie dem Leiter der hiesigen Liedertafel ertheilten, gehört dem H. Dr Loers, demselben der die Orgel gestimmt hatte.2
Ich sende Ihnen hierbei 2 Stimmgabeln um davon Gebrauch zu machen falls ein Ortgelregister zum Versuch, nach meiner Anleitung sollte gestimmt werden. Die Gabeln sind zwar Ausschuß aber einstweilen hinreichend.
Wenn Sie etwas über meine Arbeiten sagen werden, so bitte ich Sie mir anzuzeigen wo ichs finden kann, denn obgleich mir Ihr mündlicher Ausspruch „daß sie fürchten die Reinheit der nach meiner Weise gestimmten Instrumente mögte das Ohr so gewöhnen, daß man keine Orchestermusik mehr hören möge“3 ganz hinreichend belohnend ist, so ist der Wunsch Ihren offiziellen Ausspruch zu kennen, doch auch natürlich.
Die 6 Stimmgablen fürs Pianoforte folgen sobald wie möglich.
Seien Sie und Fräulein Therese recht herzlich von uns gegrüßt.

Ihr
Hch Scheibler

Crefeld 1 Aug. 1835.

Autor(en): Scheibler, Heinrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Löhr, Johann Joseph
Scheidler, Wilhelmine
Spohr, Therese
Sybel, Amalie von
Sybel, Heinrich Philipp Ferdinand von
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Krefeld
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1835080147

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Scheibler an Spohr, 20.07.1835. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Scheibler an Spohr, 30.05.1836.

[1] Nachdem Spohr im Vorjahr verwitwt war, starb während der Ferienreise, auf der er auch Scheibler besuchte, seine Schwägerin Wilhelmine Scheidler, die ihn begleitete.

[2] Vgl. „Der Herr Capellmeister Spohr, welcher mich jüngst besuchte, um genaue Einsicht von meinen Arbeiten zu nehmen, wird sich öffentlich darüber aussprechen. So viel sei mir indessen erlaubt zu sagen, daß er eine nach gegenwärtiger Anleitung gestimmte Orgel, und einen nach meinen Gabeln gestimmten Flügel von solch vollkommener Reinheit fand, daß er fürchtet, wenn man dergleichen öfter höre, werde man keine Orchestermusik mehr hören wollen. – Die Orgel war ohne mein Zuthun von einem Kunstliebhaber gestimmt, welcher sich früher nie damit befaßt hat.“ (Heinrich Scheibler, Anleitung die Orgel unter Beibehaltung ihrer momentanen Höhe oder nach einem bekannten a, vermittelst des Metronoms, nach Stößen erwiesen, gleichschwebend zu stimmen, Krefeld 1834, Nachdruck in: H. Scheibler’s Schriften über musikalische und physikalische Tonmessung und deren Anwendung auf Pianoforte- und Orgelstimmung, Crefeld 1838, nicht paginiert, Anm. *).

[3] Vgl. ebd.; [Friedrich Conrad] Schwiening, „Ueber den Unterschied der bisherigen und der Scheibler’schen Stimm-Methode und über die Wichtigkeit der letztern“, in: Cäcilia 19 (1837), S. 217-241, hier S. 235.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.06.2021).